Weltweit wird Kunst geschätzt, manchmal zu astronomischen Summen verkauft. Andernorts wird sie verkannt. Kamerun ist ein gutes Beispiel dafür, dass Kunst hier eher als rein zweckgebundenes Handwerk verstanden wird und nicht um ihrer selbst Willen betrieben wird – mit wenigen Ausnahmen. Das will die Vorsitzende von AFEMDI (Association des Filles et Femmes Musulmanes du Diamaré) und Juristin Elke Scheiner aus Gabsheim mit einer Benefizausstellung in der Galerie Lockvogel in Dintesheim beweisen. „Ich möchte zeigen wie kamerunische Künstler arbeiten und mit dem Erlös meine Frauengruppe in ihrer Arbeit unterstützen,“ sagt sie.
Mit dem Niederländer Rob Jansen, den sie vor einigen Jahren bei einer anderen Ausstellung kennenlernte, hat Scheiner den richtigen Partner für ihr Projekt gefunden: „Künstlerisch waren wir von Anfang an auf einer Wellenlänge.“ In seiner Galerie stellt sie 21 Werke von Messe Valery aus, der in seinen farbenfrohen und großformatigen Bildern erstaunlich sozialkritische Szenen aus dem afrikanischen Leben darstellt. Fast alle hat sie selbst über Jahre hinweg nach Deutschland gebracht, einige stammen aus ihrer Privatsammlung, andere hat sie auf Kommission übernommen.
750 bis 2000 Euro kosten die Werke in Acryl, das in einer vielschichtigen Technik, die die Farben schillernd und nahezu durchsichtig erscheinen lässt, aufgetragen wird. Je ein Drittel des Erlöses geht an den Künstler, AFEMDI und die Organisation der Ausstellung. Valerys Traum ist es, eines Tages eine Künstlergruppe um sich herum zu scharen. Mit Scheiner kam er durch ein Projekt des Vereins in Kontakt. Die Betonmauer um das Schulgelände von AFEMDI soll bald von ihm mit Alphabetisierungsmotiven bemalt werden.
Hier werde die Darstellung sicherlich noch zu einigen Diskussionen führen, unkt Scheiner, denn ein bildhaftes Darstellen ist in der muslimischen Kultur nur von Motiven, nicht jedoch von Menschen erlaubt. Doch Valery malt auch Situationen und Symbole, was sicherlich zu mancherlei inhaltlichen Wortwechseln mit den Frauen führen wird. Die haben durch AFEMDI ein ausgeprägtes Bewusstsein für sich selbst und ihre Arbeit gebildet, beobachtet Scheiner. Doch primär sei es noch immer Basisarbeit, die ihre Frauengruppe betreibt: „Wir müssen die Kinder zur Schule schicken und ihre Begabungen fördern. Diese Einstufung fällt nicht leicht, es fehlt im Grunde vom einheitlichen System bis zu Schulbüchern fast alles.“
Der Landtagsabgeordnete Heiko Sippel zeigte sich sehr beeindruckt von der Leistung der früheren Alzeyer Richterin. Ihre Arbeit sei mittlerweile zu einem Fulltime-Job angewachsen und ihr Einsatz sei unermüdlich. Scheiner verbringt daher selbst viel Zeit in Kamerun, nahe bei den Frauengruppen und den Kindern. Sie würde gern junge Helfer im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) nach Kamerun bringen, denn ihre Arbeit soll von so vielen engagierten Menschen wie möglich weitergeführt werden: „Die ‚weiße Anwesenheit’ zwingt zu einer Art Kontrolle der ‚fallokratischen Gesellschaft’.“
Beim Benefizessen am 19. Mai, bei dem 450 Euro an Erlös für AFEMDI zusammenkam, hat eine gute Mischung aus „normalen Menschen“ teilgenommen, freut sich Scheiner. Sie plant auch schon die nächste Ausstellung im Alzeyer Burggrafiat am 18. August, bei der sie Werke von fünf verschiedenen Künstlern ausstellen möchte und kamerunische Arbeiten in den Mittelpunkt setzen will. Die Benefizausstellung in Dintesheim in der Galerie Lockvogel kann noch bis zum 20. Juni, Mittwochs bis Sonntags zwischen 13 Uhr und 17 Uhr besucht werden.
mth
Bild: © Marta Thor
Veröffentlicht am 16.06.2012.