MdL Heiner Illing besucht die Jugend- und Drogenberatungsstelle in Alzey

Foto: gegen den Uhrzeigersinn: Heiner Illing, Eberhard Speidel, Jürgen Heigl, Kristina Friedel-Linzenmeyer, Martina Miedreich, Ursula Pich

(Fotorechte: Karin Kinast/Heiner Illing, Wahlkreisbüro)

Eine hochinteressante Gesprächsrunde  /  Heiner Illing vor Ort

Im Rahmen seiner Wahlkreisarbeit besuchte Landtagsabgeordneter Heiner Illing die Jugend- und Drogenberatungsstelle in Alzey. Willkommen geheißen wird er von Eberhard Speidel, Geschäftsführer des Trägers „Mit Jugend gegen Drogen gGmbH“, Jürgen Heigl, dem 1. Vorsitzenden des gleichnamigen Vereins, und den Mitarbeiterinnen der Einrichtung. Der große Gruppenraum bietet ausreichend Platz. In diesen schwierigen Zeiten wird er auch genutzt als Ausweichraum für ambulante Einzel- und Paargespräche, Kleingruppentermine, Teamsitzungen und Besuche wie jenem von Heiner Illing. Die beiden Fenster sind weit geöffnet, im Eck eine große rollbare Spuckschutzwand mit schönem Holzrahmen, eine von dreien aus der Schreinerwerkstatt von „Casa Nova“, dem Wohn- und Arbeitsprojekt des Trägers in Osthofen.

Zu Beginn der anregenden Gesprächsrunde stellt sich Illing als Landtagsabgeordneter des Wahlkreises 34 vor. Aufgrund seines Direktmandates vertritt er das  Alzeyer Land. Illing sieht sich als Bindeglied aus der Region nach Mainz in den Landtag. Mit dem Thema Drogen sei Illing privat wenig konfrontiert gewesen, höchstens mit dem Thema Alkohol am Arbeitsplatz, als Ortsbürgermeister von Gau-Odernheim jedoch schon: „Wenn Deliquenten mit gesenktem Haupt Sozialstunden abzuleisten haben!“ Womit der direkte Übergang geschaffen ist zur täglichen Praxis der Fachkräfte der Jugend- und Drogenberatungsstelle Alzey.

Ursula Pich und Judith Pals gehören zu den langjährigsten Mitarbeiterinnen. „Wir arbeiten systemisch!“, betont Pich, „familienorientiert unter Miteinbeziehung von Eltern, Partnern und Angehörigen.“ Sie lobt die tolle Unterstützung beim Aufbau der Alzeyer Beratungsstelle durch die Stadt Alzey unter dem damaligen Bürgermeister Walter Zuber sowie dem damaligen Jugendrichter und späteren Leiter des Amtsgerichtes Alzey,  Gerd Ludemann. Bis heute unterstützt das Amtsgericht die Einrichtung durch Bußgelderzuweisungen.

Der Verein „Mit Jugend gegen Drogen e.V.“ wurde im Jahr 1973 von Herrn Domkaplan K.H. Novotny initiiert. 1974 wurden die Räume in der Karmeliterstraße 2 in Worms angemietet, wo die Wormser Beratungsstelle bis heute beheimatet ist. 1983/84 wurde die Beratungsstelle in Alzey eingerichtet, zuerst behelfsmäßig in einem Container im Hexenpark, später in der Schlossgasse 11, bis heute Anlaufstelle für Jugendliche und junge Erwachsene bei Schwierigkeiten im Umgang mit Suchmitteln, Konsument*innen illegaler Drogen unabhängig vom Alter, Angehörige und Partner*innen, Lehrer*innen, Erzieher*innen, Schulsozialarbeiter*innen, Beratungslehrkräfte in der Suchtvorbeugung und anderen Multiplikator*innen.

Im Jahr 2016 wurde Rechtsform von e.V. auf gGmbH geändert und der Verein fungiert nun Gesellschafter der gGmbH. Ziel der gGmbH ist es, hilfsbedürftigen, gefährdeten oder psychisch kranken suchtmittelabhängigen Menschen fachkundige Beratung und Unterstützung anzubieten, so Speidel.

Finanziert werde die Alzeyer Beratungsstelle aus öffentlichen Mitteln des Landes Rheinland-Pfalz, des Landkreises Alzey-Worms, unterstützt durch die Stadt Alzey, so Speidel. Als Präventionsfachstelle, vertreten im Regionalen Arbeitskreis Suchtprävention, nicht direkt aus Landesmitteln, sondern projektbezogen durch Zuschüsse, koordiniert von der LZG- Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Mainz, betont Pich.

Wesentlich sei auch die Zusammenarbeit mit vielen Facheinrichtungen, so Martina Miedreich. „Aufgrund der differenzierten Problemlagen (justiziell, psychosozial, medizinisch) des von uns betreuten Klientels vor allem mit Krankenhäusern, Therapieeinrichtungen und Fachkliniken“. Weitere werden aufgelistet: Übergangseinrichtungen, Adaptions- und Nachsorgeeinrichtungen, Selbsthilfegruppen, Ämtern und Behörden, Rentenversicherungsträgern, Krankenkassen, überörtlichen Sozialhilfeträgern, niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten, anderen Sucht- und Drogenberatungsstellen, Bewährungshilfen, Justizbehörden, Rechtsanwälten, diverse Ministerien, der Landeszentrale für Gesundheitsförderung, Fachverbänden und Gremien. Illing nickt beeindruckt: „Neben der so wichtigen Beratungstätigkeit also auch eine Menge Bürokratie!“ Dafür stehen in Alzey eine Vollzeitstelle und zwei halbe Stellen zur Verfügung, ergänzt durch Kristina Friedel-Linzenmeyer, die das FreD-Projekt betreut, und unterstützt durch Karin Kinast, seit 24 Jahren Mitarbeiterin und Verwaltungskraft der Alzeyer Beratungsstelle.

Vernetzung sei auch wesentlich in der Suchtprävention, „train the trainer“ das Modell. In RLP werde dieses Konzept seit 30 Jahren sehr kontinuierlich umgesetzt, so Pich. Die ganzheitliche Betrachtung fehle in vielen Lebensbereichen, streicht Illing hervor. „Wir machen es anders!“, betont Miedreich, die seit 19 Jahren in der Alzeyer Beratungsstelle tätig ist und für den südlichen Landkreis Termine in der Wormser Einrichtung anbietet

Bald neun Jahre ist Friedel-Linzenmeyer in der Beratungsstelle, mit einem guten Kontakt zu Schulen und im regen Austausch mit den Schulsozialarbeiter*innen.

Schulklassen-Termine seien Standard, so die FreD-Trainerin, die Heiner Illing das von ihr geleitete Projekt  – „FreD- Frühintervention erstauffälliger Drogenkonsument*innen“ – vorstellt. Es folgen ausführliche Berichte über die Erfolge der Beratungs- und Betreuungstätigkeit, der Familienberatung, ambulanten Einzel-, Paar- und Familientherapie, der Vermittlung in stationäre Therapieeinrichtungen und Nachsorge unter dem Grundsatz „ Hilfe vor Strafe.“ „Sucht ist eine Rückfallkrankheit!“, betont Pich.

Ob es oft schon zu spät sei, fragt der Landtagsabgeordnete. „Nicht immer!“, berichten die (sozial-)pädagogischen Fachkräfte, alle mit qualifizierter therapeutischer Zusatzausbildung und langjähriger Erfahrung. Die Gespräche vertiefen sich in einen regen Gedankenaustausch über Drogenkonsum  früher und heute. Die Fachkräfte informieren über die Beratungstätigkeit in Zeiten der Pandemie, Einschränkungen im Lockdown, Telefonberatung  und die Hoffnung, bald wieder Multiplikator*innenschulungen und Konzepte vor allem in der Alkohol- und Cannabisprävention umsetzen können.

Heiner Illing, selbst Vater von drei erwachsenen Kindern, weiß: „Unser Problem ist die fehlende Großfamilie!“ Es mangele an Lebenskompetenzen! Es folgt eine lösungsorientierte Diskussion über veränderte gesellschaftliche und familiäre Strukturen. „Es gibt aber Familien, die Corona zusammengeführt hat!“, so Jürgen Heigl. Des Weiteren erläutern Heigl und Speidel die organisatorisch-strukturellen Rahmenbedingungen und die Finanzierung  einzelner Bereiche und Projekte. Für die Alzeyer Beratungsstelle betont Speidel den Etat des Jugendamtes mit dem Auftrag, hier in der Region präventiv tätig zu werden.

Der alte Verein war bis 2016 Träger der Einrichtung, die Mitglieder absolute Laien, so Heigl, bei einem Umsatz von einer 3/4 Million Euro, die Verantwortung sei zu groß gewesen. „Da war die gGmbH die Lösung!“ Der e.V. sei der einzige Gesellschafter der gGmbH, mit dem aktuellen Problem der Überalterung: alle seine über 70! So kämpfe auch der Förderverein mit Mitgliederschwund und Nachfolge im Vorstand: „Wir brauchen Leute, die Verantwortung übernehmen für andere!“, betont Heigl, der knapp 48 Jahre im Verein aktiv ist.

„Hochinteressante Themen, eine sehr interessante Runde!“, bedankt sich Heiner Illing für den Einblick in die umfassenden Aufgaben der Jugend- und Drogenberatungsstelle Alzey. Bepackt mit Flyern äußert er den Wunsch, das Treffen einmal jährlich stattfinden zu lassen.


INFO:

Mit Jugend gegen Drogen e.V.

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Veröffentlicht am 17.07.2021.