Heiner Illing auf Rheinhessentour: bei der EnergieDienstleistungsGesellschaft Rheinhessen-Nahe mbH (EDG)

Auf seiner Rheinhessentour besuchte MdL Heiner Illing die EnergieDienstleistungsGesellschaft Rheinhessen-Nahe mbH (EDG) in Nieder-Olm, um sich über Fragen einer zukunftsgerichteten Energieversorgung im Zusammenhang mit Lösungsansätzen für Kommunen und Bürger*innen zu informieren. Für den Landtagsabgeordneten, der u.a. dem Ausschuss für Umwelt und Forsten und dem Ausschuss für Wirtschaft und Verkehr angehört, sind die Themen Umwelt und Klima, Energie und Mobilität, Wirtschaft und Verkehr, Digitalisierung und Medien besonders wichtig. Begleitet wurde er von Ernst Schad, Mitarbeiter für die Bereiche Bauen und Verkehr. Für das Gespräch stand EDG-Geschäftsführer Christoph Zeis zur Verfügung.

In einer Power Point Präsentation stellte Zeis das kommunale Unternehmen vor, das nicht privatkundenorientiert ist, sondern Kommunen für Schulen, Verwaltungsgebäude, Schwimmbäder oder andere öffentliche Gebäude individuelle Lösungen anbietet. Zeis ist auch Vorstandvorsitzender des 2021 gegründeten Landesverbandes Erneuerbare Energie Rheinland-Pfalz/Saarland e.V., seit 2003 Mitglied im Vorstand des Bundesverbands Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK) und Sprecher des Arbeitskreises Wärmewende des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) Rheinland-Pfalz.  Anhand konkreter Vertragspartner und Projektlösungen bot er äußerst interessante Einblicke in das dem Unternehmen zugrundeliegende Prinzip des „Contracting“, eine in der Energiewirtschaft bekannte Vorgehensweise. „Durch die eingesparten Energiekosten der ersetzten Altanlagen refinanziert die EDG kapitalintensive Energieversorgungsanlagen mit höchsten Wirkungsgraden. Die Basis dafür stellen langfristige Verträge – die namensgebenden ,Contracts‘, erläuterte der Experte.

„Die EDG bringt dadurch die veralteten Heizzentralen auf den neuesten Stand der Technik. Diese Anlagen sind oft energieintensiv und häufig überdimensioniert – eine Sanierung ist dringend notwendig.“ In enger Abstimmung mit den Kunden prüfe die EDG die jeweilige Situation und finde somit die ökologisch und wirtschaftlich sinnvollste Lösung. „So leistet sie sehr wirkungsvoll erhebliche Beitträge zum Klimaschutz auf kommunaler Ebene“, betonte Zeis, der seit Jahren im Contracting tätig und in allen Technologien daheim ist.

Die EDG Rheinhessen-Nahe mbH wurde 1998 gegründet. Seither ist sie im Sinne der Synthese aus Ökonomie und Ökologie für das Energiemanagement der Landkreise Mainz-Bingen, Alzey-Worms und Bad Kreuznach sowie weiterer Liegenschaften in den Kommunen verantwortlich. Durch die ganzheitlichen Projektlösungen am Markt kann die EDG auf eine positive Entwicklung und bereits beachtliche Erfolge für seine junge Geschichte vorweisen. Als Beispiel demonstrierte Zeis etwa Meisenheim: in einem ehemaligen Krankenhaus sind eine Landespflegeschule sowie Wohnungen untergebracht. Die Energieversorgung wurde über eine nahezu autarke Eigenstromversorgung durch ein Blockheizkraftwerk (BHKW) und eine Photovoltaikanlage (PVA) realisiert. Außerdem bestehe für das Gelände ein Mobilitätskonzept mit E-Autos und -fahrrädern.

Weitere Vorzeigeobjekte sind die Kalte Nahwärme mit Sole-Wasser-Wärmepumpen im Gensinger Neubaugebiet „Westlich der Alzeyer Straße,

das Ingelheim-Quartier „Auf dem Gänsberg“ und das Blockheizkraftwerk in Gau-Odernheim. Auf dem Gelände der Gemeinde und der VG werden über die gasbetriebene Kraft-Wärme-Kopplung und einen Pellet-Heizkessel sowohl die Realschule als auch die Petersberghalle und der Bauhof der Gemeinde kostengünstig beheizt und mit Strom versorgt. Illing und Schad konnten verfolgen, wie eine aktuelle Störung im Pellet-Silo „Alarm gehend“ in der EDG-Zentrale behoben wird. „Das Überwachen ist das A und O!“, betonte Schad. Hausmeister seien heute auch „Facility-Manager.“

„Die EDG kann alle Anlagen fernsteuern und fernwarten! Wir sind da Vorreiter und haben hervorragend ausgebildete Mitarbeiter!“, erklärte Zeis. Die Wärmeversorgung werde via Internet bedarfsgerecht gesteuert.

Die Fachgespräche rankten sich um Energie- und Wärmewende, Technologien, Erneuerbare Energien (EE), Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und Sektorkopplung sowie die Wärmepumpenstrategie der Bundesregierung.

Die jetzige Wärmewendestrategie der Bundesregierung hält der KWK-Befürworter für praxisfern: „Ich frage mich, warum das Bundeswirtschaftsministerium nicht erkennt, wie wichtig etwa die dezentrale, hocheffiziente KWK in Symbiose mit den Erneuerbaren vor Ort für Klimaschutz, Netzstabilität und Wirtschaftlichkeit mit Blick aus sozialverträgliche Strom- und Wärmepreise ist!“ Eine sichere, CO2-neutrale und bezahlbare Energiewende nach Atom- und Kohleausstieg könne ganz sicher nicht mit einer „All-Electric-Utopie“ gelingen. Damit warf Zeis einen kritischen Blick auf die Wärmepumpenstrategie der Bundesregierung. Das neue Bundesförderprogramm für effiziente Gebäude ziele zwar ganz richtig auf einen Tausch weg vom Öl hin zu Wärmepumpen. „Aber auf welches Heizsystem im Gebäude trifft diese Wärmepumpe?“ Diskutiert wurden die unterschiedlichen Wärmepumpenarten, die sich darin unterscheiden, welche Umweltwärmequelle sie nutzen (Sole-Wasser-Wärmepumpen entziehen dem Erdreich Wärme, Luft-Wasser-Wärmepumpen der Umgebungsluft, Wasser-Wasser-Wärmepumpen dem Grundwasser).

Fazit des EDG-Chefs: Wärmepumpen sind eine hervorragende Technologie und für das Gelingen der Wärmewende unverzichtbar. Überall dort, wo sie unter Effizienzgesichtspunkten einsetzbar sind, sollten sie Vorrang haben, dies gelte besonders für Neubauten. Aber Wärmepumpen seien als Niedrigtemperatursystem eben für Fußboden- und andere Flächenheizsystem geeignet. Heizkörperheizungen benötigten in Abhängigkeit von der Witterung höhere Systemtemperaturen. Insbesondere Luft-Wasser-Wärmepumpen könnten diese nur völlig ineffizient zu Verfügung stellen. Bei den kältesten Temperaturen nämlich hätten diese Wärmepumpen ihre schlechteste Effizienz, dann müsse über eine Elektroheizstab im Pufferspeicher nachgeheizt werden, damit die Leute nicht frieren und hygienisch einwandfreies Warmwasser haben.

Die Hauptaufgabe der Energiewende sieht Zeis im immer noch vernachlässigten Wärmemarkt. Die Erneuerbaren-Branche lege nach wie vor den Fokus zu sehr auf den Strommarkt. Es gelte, Einspar- und Energieeffizienzpotentiale zu erschließen und gemeinsam hiermit die EE-Technologien in den Wärmebereich hinein zu koppeln. „Ich möchte hier die Chance ergreifen, die Wärmewende so zu gestalten, dass sie mit Blick auf Akzeptanz und Machbarkeit ebenso ökologisch wie ökonomisch funktioniert!“, so das Statement des Effizienz-Experten.

Zeis setzt auf Symbiose von KWK und EE: „Die KWK ist für mich eine wichtige Säule und keine Brückentechnologie. In Würdigung des Gesamtzusammenhangs der Sektorkopplung mit immer mehr Elektrifizierung auch des Verkehrsbereichs plädiere ich dafür, dass die Wärmewende der Kernbereiche von Städten und Gemeinden auf Basis von Wärmenetzen (Fern- und Nahwärmenetze auf Grundlage hocheffizienter KWK-Anlagen mit steigendem Anteil grüner Gase, etwa Biomethan oder Wasserstoff, in die auch EE-Quellen dezentral eingekoppelt werden können) organisiert werden solle. Mit Wärmenetzten wäre es möglich, sukzessive die bestehenden Gas- und Ölkessel rückzubauen und große Schritte im Sinne der Dekarbonisierung auch wirtschaftlich zu gehen.“

Über das Ziel des neuen EEG: „Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist von überragendem öffentlichen Interesse und dient der Sicherheit!“, waren sich alle einig. „Wir brauchen eine Verdreifachung des PV- und eine Verdopplung des Windkraft-Ausbaus“, forderte Zeis. Ein weiterer Appell ging an den Landespolitiker:  „Wir müssen daran arbeiten, dass die Leute angesichts der explodierenden Gaspreise nicht hamstern und Heizstrahler oder Elektro-Radiatoren bei kalten Temperaturen gleichzeitig einschalten.“

Fachkräftemangel, unterbrochene Lieferketten und Corona waren weitere Themen, die diskutiert wurden. Heiner Illing wies auf das Format „Handwerk trifft Politik“ und seine Kommunikation mit der Kreishandwerkerschaft Alzey-Worms hin. Über allem stand die Maxime: „Die Versorgungssicherheit ist das höchste Gut!“

Foto:  

Von links: Ernst Schad, Heiner Illing, Christoph Zeis

Fotorechte: Heiner Illing

Veröffentlicht am 07.10.2022.