Solche Zahlen kennt man sonst nur aus Großstädten. In der Kindertagesstätte Pfalzgrafenstraße in Alzey haben 90 von 114 Kindern einen Migrationshintergrund. Sie kommen hauptsächlich aus der Türkei oder sind Deutsche russischer Herkunft, sie kommen auch aus Polen, dem Kosovo und Indien. Darunter sind Kinder, die kaum oder wenig deutsch sprechen.
Vertreter der SPD-Kreistagsfraktion mit den Landtagsabgeordneten Kathrin Anklam-Trapp und Heiko Sippel statteten der Einrichtung einen Besuch ab, um mehr über die Einrichtung und die Betreuungsangebote zu erfahren. Karin Krippeit, die seit vielen Jahren die städtische Einrichtung leitet, machte darauf aufmerksam, dass man sich aktuell für ein Bundesprogramm zur Sprachförderung von Kindern unter drei Jahren beworben habe. „Es gab 150 Bewerber und wir sind auf Platz sieben gelandet. Es sieht gut aus.“ Seit Oktober 2010 hat der Kindergarten zwei Krippengruppen mit jeweils zehn Plätzen für Kinder unter drei Jahren. Gearbeitet wird seit 13 Jahren mit einem offenen Konzept. „Die Krippenkinder zeigen oft Interesse dafür, was die ‚Großen‘ machen und wollen genau das Gleiche tun“, so die engagierte Leiterin.
Sprache ist seit jeher Thema in der Kindertagesstätte, allein durch die verschiedenen Muttersprachen, die die Kleinen mitbringen. Zudem gibt es eine Teilzeiterzieherin, die den Kindern Französisch beibringt. „Am Anfang hatten wir Zweifel, ob es sinnvoll ist, Kindern, die kaum Deutsch sprechen, Französisch zu vermitteln“, gab Karin Krippeit zu. Doch die Knirpse haben schnell die französischen Worte aufgeschnappt und einfach mitgemacht. Es hat sich gezeigt, dass gerade die ausländischen Kinder ein besonderes Ohr für Sprachen haben, da sie sich auch auf das Deutsche einstellen müssen. Das Land Rheinland-Pfalz handele daher richtig, in dem es intensiv die Sprachförderung unterstütze.
Die Mitglieder der SPD-Kreistagsfraktion zeigten sich positiv erstaunt darüber, dass die Kleinen bereits Kenntnisse in drei Sprachen haben. Die Vermittlung der Sprachen geschieht auf spielerische Weise bei Spielen wie zum Beispiel Memory oder mit Singen. „Wir von der SPD sind gegen die von der CDU geforderten Sprachtests mit vier Jahren. Wir wollen den Kindern keinen Stempel aufdrücken, sondern sie durch gezielte Förderung unterstützen“, betonte Landtagsabgeordnete Kathrin Anklam-Trapp. Bei den Sozialdemokraten kam positiv an, dass es eine Kooperation mit der Nibelungenschule gibt.
„Wir führen einen Beobachtungsbogen für jedes Kind, der beim Wechsel an die Grundschule weitergereicht wird“, führte Karin Krippeit aus. Dabei werden natürlich auch die Eltern einbezogen, die ihr Einverständnis dazu geben müssen.
Karin Krippeit verwies stolz darauf, dass es den Erzieherinnen durch ihren großen Einsatz gelungen sei, Vorurteile gegenüber der Kindertagesstätte, die es in den Anfangsjahren noch gab, abzubauen. Sie erinnerte daran, dass es der frühere Bürgermeister Walter Zuber war, der sich für den Bau der Einrichtung im Alzeyer Osten stark gemacht habe. Nicht alle Eltern wollten früher ihren Nachwuchs in die Pfalzgrafenstraße bringen. Das hat sich geändert. Die Leiterin hat ein Team von 19 Erzieherinnen. Als sehr gelungen fanden die Mitglieder der SPD-Kreistagsfraktion auch den neuen Anbau und das erweiterte Außengelände. „Die Kindertagesstätte Pfalzgrafenstraße verdient es, dass hier investiert wird“, resümierte Landtagsabgeordneter Heiko Sippel, der dem Personal besonderen Respekt aussprach.
Foto: Ute Beiser-Hübner (links), Bernd Westphal, Gerhard Kiefer (4. v.l.) und Heiko Sippel (2. v.r.) ließen sich von Leiterin Karin Krippeit (3. v.l.) die Räume der Kindertagesstätte Pfalzgrafenstraße zeigen.
Veröffentlicht am 01.03.2011.