Über 10.000 Menschen protestierten in Mainz – Rheinhessen vereint gegen Fluglärm

Einen Tag nach der Eröffnung der neuen Landebahn Nordwest am Frankfurter Flughafen haben hessische und rheinland-pfälzische Bürgerinitiativen zu einer Großdemonstration gegen den Fluglärm in Mainz aufgerufen. Über 10.000 Menschen trafen sich am Mainzer Hauptbahnhof, um ausgestattet mit Schildern, Trillerpfeifen und Aktions-Luftballons durch die Innenstadt bis nach Mainz-Kastel zu laufen. Die Demonstranten fordern ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr und eine gerechtere Verteilung der Flugrouten.

„Fluglärm – Nein, danke“!, „Unsere Region ist im Eimer“ oder „Lärm gerecht verteilen“ haben sich die Fluglärmgegner auf T-Shirts, Transparente und auffallende Requisiten geschrieben. Auch aus Alzey und dem Raum Wörrstadt kamen engagierte Bürgerinnen und Bürger zum Protest zusammen. Der Landtagsabgeordnete Heiko Sippel (SPD) hatte gemeinsam mit dem SPD-Kreisverband einen Bus organisiert und die Bevölkerung zur Teilnahme eingeladen. „Rheinhessen gegen Fluglärm“ steht bei einigen Teilnehmern vorne auf den auffälligen T-Shirts in rot, hinten in Anlehnung an das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 ein durchgestrichenes Ortsschild: „Fluglärm 21“.

 

Die Menschen machten mit ihrem friedlichen Protestmarsch durch zwei Bundesländer deutlich, dasss sie von der zusätzlichen Belastung durch die neuen Flugrouten überhaupts nichts halten. Quer durch die Innenstadt zog sich die endlos lange Reihe von Menschen mit Transparenten, Fahnen und Motivwagen bis zu einem Zwischenstopp auf der Theodor-Heuss-Brücke. Die Grenze zwischen der rheinland-pfälzischen Hauptstadt und dem Wiesbadener Stadtteil Mainz-Kastel wurde zum Sinnbild einer geschlossenen Protestbewegung als Hunderte von gelben Luftballons mit der Aufschrift „Fluglärm – Nein, danke!“ in den strahlend blauen Himmel fliegen gelassen wurden.

 

Selbstverständlich habe die Fraport ein Recht darauf, ihre unternehmerischen Ziele zu verwirklichen, jedoch nicht auf Kosten der Gesundheit der durch den Lärm betroffenen Bevölkerung, so ein Sprecher des Bündnisses. Bei der Abschlusskundgebung am Rheinufer in Mainz-Kastel forderte Professor Dr. Thomas Münzel von der Uni-Klinik in Mainz die Fraport auf, Flüge über die Klinken und Krankenhäuser zu stoppen, da sie die Genesung der Patienten nur verzögerten. „Es ist eine Frechheit, dass die Fraport mit Hessens Verkehrsminister Dieter Posch (FPD) noch über eine Verspätungsregelung verhandelt, die Nachtflüge erlauben soll, obwohl der Hessische Verwaltungsgerichtshof Nachtflüge bis zu einer endgültigen Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes untersage,“ so Münzel.

 

Innenminister Roger Lewentz (SPD) sieht den Klagen einiger Kommunen gegen die Flugrouten optimistisch entgegen. Die einseitige Belastung für die Menschen in Rheinhessen, Mainz und bis Bad Kreuznach sei unzumutbar, während der wirtschaftliche Vorteil in Hessen liegen würde. Er sagte den Kommunen die finanzielle Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz zu. Landtagsabgeordneter Heiko Sippel zeigte sich beeindruckt von der Geschlossenheit der Bürgerbewegungen der beiden Bundesländer: „Die überwältigende Anzahl der Menschen aus so vielen verschiedenen Regionen zeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger im Protest gegen vermeidbaren Fluglärm zusammenstehen und sich nicht auseinander dividieren lassen“, so Sippel.

Veröffentlicht am 25.10.2011.