Beim bundesweiten Vorlesetag treffen sich jedes Jahr Menschen, die gerne vorlesen, an Schulen, Kindergärten und allen denkbaren öffentlichen Orten, um das Interesse am Lesen zu fördern. Besonders für Politiker und Personen des öffentlichen Lebens ist der Vorlesetag Ehrensache und so unterstützen sie gerne die örtlichen Vorleseaktionen.
So auch die Aktion der Nibelungenschule in Alzey, die am Freitagvormittag sieben Vorleser in den Unterricht geladen hatte. Unter ihnen Landrat Ernst Görisch, Landtagsabgeordneter Heiko Sippel, Pfarrer Matthias Hessenauer, Gleichstellungsbeauftragte Katharina Nuß, Beigeordneter Manfred Hinkel und die Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Anke Rebholz und Hans-Hartwig Augustin. Dieser trat passend zu seiner Lektüre („Der Ritter ohne Socken“) in Gewandung eines Kreuzritters auf und sorgte damit bei den Schülern für großes Aufsehen. Stilecht mit Kettenhaube, mit Eisenplatten beschlagenen Lederhandschuhen und einem Schaukampfschwert ließ er sich von den Kindern befragen und auch anfassen.
Mit weniger optischen Accessoires, dafür mit einer treffenden Buchauswahl, las und erzählte der Landtagsabgeordnete Heiko Sippel zwei ersten Klassen die Geschichte vom „Kleinen Monster Monstantin“ von Christian Berg. „Lesen ist unheimlich wichtig und macht auch Spaß. Wer viel liest, der wird schlauer,“ überzeugte Sippel die Kinder von der Basiskompetenz. Abwechselnd erzählte oder las er die witzige Geschichte vom blauen Monster und seinen Freunden, die einen ernsthaften und für den Landtagsabgeordneten passend politischen Hintergrund über Freundschaft und der Verantwortung des Regierens behandelte.
„Ein König muss doch gerecht sein,“ imitierte Sippel das Monster und sorgte damit immer wieder für lautes Lachen. Der Alzeyer Politiker beschrieb wie der König alles Geld verprasst und am Ende nichts mehr für seine Untertanen übrig hat. Bei Problemen wendet sich der Märchenkönig gerne an seine entweder ratlosen oder korrupten Minister. „Kaum zu glauben, dass es so etwas gibt,“ kommentierte Sippel trocken, der den Kindern schon zu Beginn der Lesestunde von seinen Aufgaben als Abgeordneter erzählt hatte. „Im Gegensatz zum Märchen sind die Menschen, die im Landtag arbeiteten aber ernsthaft daran interessiert, sich um ihre Mitmenschen zu kümmern“, versicherte Sippel, „ihnen Schulen und Krankenhäuser zu bauen oder Feuerwehrautos zu kaufen,“ schilderte er die Funktionen der Politiker gut verständlich.
Immer wieder legte er zwischen kurzen Lesesequenzen eine Erzähl- und Fragerunde ein, um das Verständnis der Kinder für Fremdworte („Was ist ein Katapult?“) zu stärken oder für moralische Fragen zu sensibilisieren: „Was denkt ihr, was ist mit dem bösen Innenminister, der das Geld von Monstantins Freunden gestohlen hat, passiert?“ Die Kinder zeigten sich sehr aufmerksam und trafen mit ihren Antworten meist ins Schwarze. Der Abgeordnete unterstrich zuletzt die Moral der Geschichte, die Wichtigkeit von Freundschaft: „Richtige Freunde sind wichtiger als alles Geld der Welt.“
mth
Veröffentlicht am 21.11.2011.