MdL Heiner Illing vor Ort in der Tafel Alzey

Umstrukturierung und Zukunftsfragen

Im Rahmen seiner Wahlkreisarbeit besuchte Landtagsabgeordneter Heiner Illing die Tafel Alzey in der Friedrichstraße. Im Hinterhof stehen zwei weiße Busse für den Einsatz bereit. Stolz präsentieren Sigrid Kormannshaus, die neue 1. Vorsitzende des Trägervereins, und Martina Hänsel, seit Februar die neue Tafelleiterin, das Kühlfahrzeug, welches im Sommer 2019 über die Weihnachtsaktion-„Leser helfen“ der Allgemeinen Zeitung Alzey angeschafft werden konnte. „Auch Mercedes-Benz sponsern die Tafeln!“, „Die Daimler AG unterstützt über einen Sponsoring-Vertrag seit 13 Jahren die Tafel!“ so Kormannshaus. Ein Rahmenvertrag mit dem Tafel-Dachverband sichere den Tafeln besondere Konditionen für ihre Kühlfahrzeuge. Unterstützung erhält die Tafel auch bei anfallenden Reparaturen vom KFZ-Betrieb Schmahl, der Firma Vögeli und durch Reifenspenden und kostenlose Reifenmontage von der Firma Reifen Lehmann.

Illings erste Frage rückblickend auf den Betrieb in Zeiten von Corona. „Welche Erschwernisse gab es bei Anlieferung und Verteilung? Wie haben Sie die Warenausgabe coronakonform geschaukelt?“„Wir mussten zweimal komplett schließen!“, so Kormannshaus. „Von 17. März bis 1. Juni 2020 sowie von 19.Dezember 2020 bis 31.Januar 2021!“ Nach der „Zwangspause“ konnte der Tafelbetrieb dann mit einem ergänzten Hygienekonzept (Zutrittssteuerung, Abstandsregeln, Maskenpflicht) wieder aufgenommen werden. Insgesamt 100 Mitarbeiter*innen arbeiten hier ehrenamtlich. Der zeitliche Aufwand je Mitarbeiter ist circa ein halber Tag pro Woche. Viele Mitarbeiter*innen sin über 60 und gehören den Risikogruppen an. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie stieg die Zahl der Kunden um rund zehn Prozent und der Arbeitsaufwand um ein Vielfaches. Drohte zu Beginn des ersten Lockdowns noch ein Mitarbeiterschwund, so hat das Sicherheitskonzept viele Mitarbeiter überzeugt und sie haben ihre Arbeit bei der Tafel fortgesetzt.

„Wir haben eine Fürsorgepflicht für die Menschen im Ehrenamt, ebenso gegenüber den Kunden!“, betont Hänsel. „Vor kurzem fand ein digitaler Austausch der Tafeln des Landes RLP/SL statt. Manche Tafeln hatten über lange Zeit ganz geschlossen!“ In Alzey konnte der Betrieb mit reduzierter Mitarbeiterzahl aufrechterhalten werden: So werden nur drei Helfer*innen pro Warensortierung und Ausgabe eingesetzt. Die Tüten werden vorgepackt und die Ausgabe erfolgt, wenn das Wetter dies zulässt, vor dem Eingang. Im Hof der Tafel können sich höchstens 20 Personen (1 Person pro 10 Quadratmeter) in gekennzeichneten Kreisen aufhalten. Im Winter oder bei Regen wird die Ausgabe nach drinnen verlagert, wobei dann immer nur ein Kunde ins Haus eintreten kann.

Wie viele Fahrer im Einsatz seien, fragt Illing. 21 Fahrer, immer zu zweit im Fahrzeug. Sie fahren derzeit neben Sonderfahrten, 15 Lieferanten regelmäßig an, so Hänsel .Und wie es mit der Suche nach einem günstigen Ausweichquartier stehe? „Die aktive Suche haben wird auf Eis gelegt“, gesteht Kormannshaus. „Wir befinden uns derzeit in einer Umstrukturierung. Der bisherige Tafelleiter, Gerd Koenen hat nach vielen Jahren seine ehrenamtliche Tätigkeit Ende 2020 beendet und auch nach langer Suche konnte keine neue ehrenamtliche Leitung gefunden werden. So hat die Tafel Alzey aktuell zwei hauptamtliche Teilzeit- Mitarbeiterinnen für umfangreiche und zeitaufwendige Aufgaben, wo auch zeitliche Kontinuität und Präsenz sowie eine regelmäßige Bindung erforderlich ist. Tanja Förster für die Koordinierungsstelle und Martina Hänsel für die Tafelleitung. Zu meinen Aufgaben gehört die Organisation und die Leitung des laufenden Geschäftsbetriebes in enger Zusammenarbeit mit dem Vorstand und dem Leitungsteam.“ „Ich bin so die Mitte“, sagt Hänsel, „und bringe Themen der Tafel in den Vorstand ein“.

Die Finanzierung der Personalkosten liefe allein aus Spenden. Gut sei die derzeitige geringe Miete. Auch habe sich der Vorstand umstrukturiert. Illings Frage nach der Organisationsstruktur beantwortet Kormannshaus ausführlich. Die Tafel Alzey ist ein ökumenisches Hilfsprojekt, das von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Alzey und Umgebung (ACK Alzey) initiiert wurde, und hat acht Träger: Evangelische Kirchengemeinde Alzey, Katholische Kirchengemeinde St. Joseph Alzey, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde in Alzey, Evangelische Stadtmission Alzey, Evangelisches Dekanat Alzey, Katholisches Dekanat Alzey/Gau-Bickelheim sowie Caritaszentrum Alzey und Diakonisches Werk Alzey-Worms. Können Sie Corona Positives abgewinnen?“, interessiert Illing. Positiv zu bewerten ist, dass in Zeiten der Pandemie auch jüngere Menschen, wie Studenten und „Kurzarbeiter“, den Weg zur Tafel und zur Tafelarbeit gefunden haben und dass auch die Wertschätzung der Tafelarbeit gestiegen ist. Die Altersspanne der Mitarbeiter reiche von 21 bis 85 Jahre.

Ob es in der Pandemie mehr Nachfrage gegeben habe? Der Anstieg liege bei etwa zehn Prozent. Deutliches Kennzeichen sei das Arbeitslosengeld, das Illing als „Grundrauschen“ bezeichnet. Ob es Transportprobleme für Kunden und Waren gäbe? Die Gespräche vertiefen sich in logistische Details, die Frage nach Erreichbarkeit und speziellen Wünschen der Kunden. „Einheimische etwa mögen keine Oliven, Migranten keine Leberwurst.“ Die Lebensmittel dürfen keinen Alkohol enthalten und das Mindesthaltbarkeitsdatum darf nicht überschritten sein. Das Gesundheitsamt / Veterinäramt überprüft die Hygienestandards.

Wöchentlich werden ca. 260-270 Tafel-Karten vorgelegt. Hinzu kommen noch rund 20 Tafelkunden mit Beeinträchtigungen, deren Lebensmittel von ehrenamtlichen Helfern abgeholt werden. Somit profitieren ca. 700-750 Personen wöchentlich von der Arbeit der ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter. Für einen symbolischen Betrag von 1,50 € erhält eine Familie Waren im Wert von 20 bis 25 Euro. Durch die Möglichkeit, beim Einkauf zu sparen, schaffen die Tafeln den Bedürftigen einen bescheidenen finanziellen Spielraum, der soziale Teilhabe ermöglicht, wie etwa eine Freibad-oder Kinobesuch der Kinder. „Die Tafel hat mit dem Ziel angefangen, sich überflüssig zu machen“, so Hänsel. Aber das Damoklesschwert hänge über der Friedrichstraße ebenso wie über dem gesamten Prinz Emil Gelände. „Bleiben wir in der Stadt oder gehen wir raus ins Industriegebiet?“ Bauplätze seien Mangelware, so Illing. Und bei einer Lagerhalle müsse die Bodenlast stimmen, so der gelernte Maschinenbautechniker, der auch von seinen Erfahrungen als Bürgermeister in Gau-Odernheim berichtet. Ein Gebäude zu finden, das alle Voraussetzungen erfüllt, würde schwierig sein. Dennoch bietet Illing seine Unterstützung an: „Wenn ich irgendeinen Kontakt herstellen kann „Meine Tür ist immer offen!“

Text: Karin Kinast, Wahlkreisbüro Heiner Illing

Foto: v.l. Heiner Illing, Sigrid Kormannshaus, Martina Hänsel 

Veröffentlicht am 27.06.2021.