MdL Heiner Illing besucht Nachtigallenhof in Wallertheim

Gärtnern mit wenig Wasser

Rheinhessen gehört zu den niederschlagärmsten und trockensten Regionen Deutschlands. Der schwere Boden und die Trockenheit im Sommer machen Gärtnern zur Herausforderung. Doch es gibt eine Vielzahl von trockenresistenten Pflanzen, die auch ohne Wasser auskommen. Welche Arten das sind und wie ein naturnaher, nachhaltiger Garten aussehen kann, erleben Besucherinnen und Besucher auf dem Nachtigallenhof in Wallertheim. Landtagsabgeordneter Heiner Illing besuchte den Nachtigallenhof und erhielt einen Einblick in das Gartenprojekt von Markus Gaißl und Mark Ehrbrecht.

Am Eingang ein kleines Garten-Café mit Blick auf den Kiefernhain. „Die Kiefern sterben, sind von einem Pilz befallen!“, sagt Gaißl. Darum empfiehlt er: „Pflanzt hitzeverträgliche Bäume!“ Gleich folgen Tipps wie Blumenesche, Elsbeere oder Hopfenbuche. Vorbei geht es am Senkgarten und Naturteich – „Hier haben sich viele Tiere angesiedelt, Libellen, Zauneidechsen, Frösche“ – durch den Schatten- und Waldgarten hoch zum Sonnengarten: Südhang, nicht bewässert, und trotzdem ein Gartenparadies mit einer Vielfalt von Pflanzen. „Das Konzept ist aus der Not geboren. Wir haben das Wasser zum Gießen nicht. Es geht darum, ohne zu wässern durchzukommen!“, erklärt Ehrbrecht. Unter den „Stauden zum Anfassen“ sind Eisenkraut, Sonnenhut und Indigostrauch, unter den Gehölzen die mexikanische Orangenblume. „Viele Pflanzen und Bäume aus dem Mittelmeerraum“, erkennt Illing. „Auch Gehölze aus der Mongolei, China und Russland“, ergänzt Gaißl. Der Indigostrauch blühe den ganzen Sommer. Die Eichblättrige Hortensie vertrage die Trockenheit ausgezeichnet. Den Staudengarten nennt Gaißl „Fenster in die Zukunft“ – ein Umdenken sei notwendig, „auch verblühte Stauden sehen schön aus!“ Exemplarisch für die Ästhetik der Samenstände zeigt er auf Flockenblume und Kugeldistel, die Nummer Eins für Insekten. Vorbei geht es an Streuobstwiese, Nutzgarten und Gärtnerei zur Geflügelwiese. Ein eingezäuntes großes Areal, auf dem sich Gänse, Puten und Hühner wohlfühlen. Hier steht die artgerechte Haltung im Vordergrund: viel Auslauf, Grünfutter, natürliche Brut und Aufzucht. Das Federvieh ist die Leidenschaft von Mark Ehrbrecht. Markus Gaißl ist der passionierte Staudengärtner. Von Beruf ist Ehrbrecht Nachrichtenredakteur und Gaißl Psychologe. Auf Illings Frage, woher sie dieses umfassende Wissen hätten, erzählen die beiden, wie alles begann:

2005 hatten sie das verwilderte, unübersichtliche Grundstück übernommen. Das insgesamt 18.000 m2 große Gelände war damals eine Weihnachtsbaumplantage. Der ursprüngliche Gedanke: Selbstversorgung – Obstbäume, Gemüsebeete, Hühnerhaltung, ein paar Schafe – ein großer Garten, in dem alles im nachhaltigen Kreislauf fließt. Viel Arbeit lag vor ihnen, vom Ausgraben der Fichten und Tannen bis zum Pflanzen von Obstbäumen und Anlegen von Gemüsebeeten. Aus den Erfahrungen, Fehl- und Rückschlägen, entstand die Vorstellung von Staudengärten mit standortgerechten, trockenheitsverträglichen Pflanzen. Die Grundidee entwickelten die beiden Autodidakten beharrlich weiter. Das Prinzip „Right Plant – Right Place“ (richtige Pflanze – richtiger Platz) der englischen Garten-Queen Beth Chatto begegnete Gaißl genau im richtigen Moment und bestärkte ihn weiterzumachen.

2018 kamen im Rahmen der „Offenen Gärten in Rheinhessen“ die ersten Besucherinnen und Besucher, das Gartenprojekt wurde mit viel Interesse und Zuspruch bedacht. So wuchs die Idee weiter. 2022 gründeten die beiden einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb mit Betriebs- und Wohngebäude, zogen selbst ein und widmen sich neben ihrer 50 Prozent-Stelle im Hauptberuf ihrem Lebensprojekt. Staudengarten, Gartencafé und Gärtnerei sind Freitag, Samstag, Sonn- und Feiertag für Gartenbesuche geöffnet. Für Kaffee und Kuchen ist Rosemarie Gaißl zuständig, heute auch für das leibliche Wohl zur „Blauen Stunde“. Heiner Illing, als Abgeordneter unter anderem im Ausschuss für Umwelt und Forsten, bedankt sich für die Gartenführung: „Auch die Landwirtschaft muss sich an die klimatischen Veränderungen anpassen. Eine große Herausforderung!“


Fotorechte: Heiner Illing

Foto: v.l. Mark Ehrbrecht, Heiner Illing, Markus Gaißl

Veröffentlicht am 28.07.2025.