MdL Heiner Illing zu Besuch bei „Hilfe für Herdenschutzhunde e.V.“

Wer von Wendelsheim kommend die L 409 hochfährt Richtung Alzey, nimmt vielleicht rechts am Hang die Infotafel „DOG-InForm“ wahr. Das zentrale Foto zeigt Mirjam Cordt mit einem ihrer Schützlinge. Darunter findet sich das Symbolbild einer Schutzgottheit.  Es ist das Logo von „Hilfe für Herdenschutzhunde e.V.“ (HSH-Hilfe) und steht sinnbildlich dafür, dass HSH-Hilfe diesen besonderen Hunden Schutz gibt. Der Verein wurde 2001 von der Hundeverhaltensexpertin Mirjam Cordt gegründet, gemeinsam mit anderen im Tierschutz engagierten Menschen. HSH-Hilfe setzt sich besonders für Herdenschutzhunde ein, egal ob alt, krank oder verhaltensauffällig. Für sein außerordentliches Engagement hat das Land Rheinland-Pfalz den in Erbes-Büdesheim beheimateten Verein kürzlich mit dem Tierschutzpreis ausgezeichnet. Landtagsabgeordneter Heiner Illing nahm dies zum Anlass, um HSH-Hilfe zu gratulieren und sich vor Ort ein Bild von der Arbeit des Vereins zu machen.

Während der Führung durch das insgesamt 30000 Quadratmeter große Gelände zu den 8000 Quadratmeter eingezäunten großzügigen Freiläufen, weiß Cordt eine Menge zu erzählen, vor allem über jeden einzelnen ihrer Schützlinge. Da ist Yasha, eine HSH-Mix aus dem Baltikum, die sich hier rundum erholt hat. Auch eine Augen-OP hat sie hinter sich. „Aufgrund ihres sehr schlechten Zustands bei ihrer Ankunft bei uns benötigt sie spezielles Futter für ihren Magen-Darm-Trakt. Wir konnten ihren Zustand jedoch bereits deutlich verbessern.“ Und gleich nebendran – abgetrennt durch einen Zaun – Pious, ein zentralasiatischer Owtscharka, der in Bulgarien bei einem Holzhändler an einer kurzen Kette festgemacht war. Prügel statt Zuwendung. Verletztes Auge, asymmetrischer Schädel, Schmerzen. „Über Tierschützer kam er vor knapp drei Jahren als wildtobender Hund in einer Transportbox zu uns.“ Hier erfuhr er Liebe, Respekt und medizinische Versorgung und ist heute mit seinen vertrauten Menschen sehr verschmust. „Man sieht ihm richtig an, wie er jeden Moment genießt!“, freut sich Illing, während sich Pious an den Zaun drängt und von seiner Retterin streicheln lässt. „Ein Hund soll Lebensqualität haben!“, sagt Cordt, die neben ihrem Herzensprojekt auch das Unternehmen DOG-InForm betreibt. Dort bildet sie Hundehalter und -trainer aus, bietet Verhaltensberatung an und führt auch ein Hundehotel. Dieses könne vom Tierschutzverein kostenfrei genutzt werden: „Das sind quasi unsere nicht zahlenden Gäste.“ Die Philosophie von DOG-InForm basiert auf gewaltfreiem und wertschätzendem Umgang mit jedem Lebewesen. Auf jeden Hund werde individuell eingegangen. Sozialverträgliche Hunde teilen sich ihr Zimmer mit einem weiteren Gast. Mehrfach am Tag können sich die Hunde abwechselnd in den Ausläufen aufhalten. Wie gut das klappt, sieht man an den beiden Tierschutzschützlingen Little Bit, eine Kangal-Mix „und ein bisschen vorsichtig“ und Karlchen, ein Kaukasischer Owtscharka, „immer gut gelaunt“, die gemeinsam in den Auslauf dürfen und Heiner Illing schwanzwedelnd begrüßen.

„Wie stemmen Sie diese umfassende Arbeit?“, fragt Illing, „personell und finanziell?“ Der Verein ist auf die Spendenbereitschaft von Hundefreunden angewiesen, durch Fördermitgliedschaften, Patenschaften oder auch Einmal-Beträge. DOG-InForm habe elf Mitarbeiter. Im Tierschutz-Verein arbeiten aktuell vier festangestellte. Aber ohne DOG-InForm könne der Verein nicht leben, so Cordt. „Allein die Tierarztkosten belaufen sich auf 80.000 Euro im Jahr, dazu kommen Kosten für Futter und Futterergänzungsmittel.“

Der Verein bietet auch ein Vermittlungsportal für Herdenschutzhunde in Not, das auch anderen Tierschutzvereinen sowie Privatpersonen zur Verfügung stehe. Oftmals haben die Vereinshunde aufgrund ihres Alters, ihrer körperlichen Verfassung oder Verhaltens geringere Chancen auf eine schnelle Vermittlung, so dass HSH-Hilfe mittlerweile auch die Aufgabe eines Hospizes wahrnehme. „Diesen Hunden eine optimale Betreuung und Fürsorge zukommen zu lassen, ist uns ein besonderes Anliegen!“

Was der 1. Vorsitzenden von HSH-Hilfe noch wichtig ist: „Wir wollen die Vorurteile gegenüber Herdenschutzhunden abbauen! Ihr selbstständiges Wesen wird oft total verkannt.“ Bei der Herde stehe nur der wirtschaftliche Faktor im Vordergrund, die Bedürfnisse des einzelnen Lebewesens werden ignoriert. Deswegen spricht sich die HSH-Hilfe deutlich gegen einen reinen Einsatz als arbeitender Herdenschutzhund aus. „Auch die Herdenschutzhunde finden wie jede andere Hunderasse auch ihr Glück bei der Familie – und nicht bei der Herde!“

Auf Illings Nachfrage zum Thema „Herdenschutzhunde und Wolf“ hat Cordt eine klare Antwort: „Das Problem ist nicht der Wolf.“ Die Verantwortung liege beim Menschen. Der Landespolitiker verweist auf finanzielle Fördermöglichkeiten des Landes für Weidetierhalter, die Schutzmaßnahmen ergreifen – ohne auf einen Herdenschutzhund zugreifen zu müssen. Heiner Illing ist unter anderem Vorsitzender des Petitionsausschusses und im Umweltausschuss. Als Tierschutzpolitischer Sprecher ist er „Ohr und Sprachrohr“ der Tierschutzvereine und Tierheime in der Fraktion.

Veröffentlicht am 25.07.2025.