„Demokratische Vielfalt“ im Mehrgenerationenhaus Alzey

Sommerreise der SPD-Fraktionsvorsitzenden Sabine Bätzing-Lichtenthäler und MdL Heiner Illing

Anders als im Herbst 2020, als Heiner Illing das MGH im Rahmen seiner Wahlkreisarbeit besuchte und die offenen Treffs durch die Pandemie eingeschränkt waren, freute sich Körbes, den beiden Landespolitikern nun ein belebtes Haus zeigen zu können. Im Hof war bereits eine große Tafel eingedeckt. Dienstag 15 Uhr: Seniorencafé, ein wöchentliches fortlaufendes Angebot, ebenso wie Baby-Krabbeltreff, Lerncafé, Sprach- und Kommunikationskurse für Migrant*innen, Spielenachmittag für Jung und Alt, Strickcafé und Café International – Ukraine Treff. Andere Treffs und Selbsthilfegruppen (etwa Adipositas, Frauenselbsthilfe nach Krebs, Selbsthilfegruppe PTBS und Trauma, SHG für Menschen mit Depressionen, Diabetiker-Stammtisch) finden ein- bis zweimal monatlich statt, der Männer-Gesprächskreis 14-tägig. Die vielen familienorientierten Aktivitäten und Dienste für Jung und Alt sind im monatlichen Newsletter aufgelistet.

„Ich habe selten eine Institution erlebt, die so flexibel reagieren kann!“, so Bätzing-Lichtenthäler, von Anfang an Fan der Mehrgenerationenhäuser. „Hier stimmen Überschrift und Inhalt!“ Das MGH in Alzey sei im Herbst 2009 unter der Trägerschaft des Diakonischen Werkes eröffnet worden, so Körbes: „Das Haus wird über das Bundesprogramm Mehrgenerationenhäuser finanziert. Da ist eine Kofinanzierung der Kommune – beim MGH Alzey die Kreisverwaltung Alzey – in Höhe von 10.000 Euro Voraussetzung. Weiterhin wird das Haus als ,Haus der Familie‘ über Landesfördermittel, aktuell Netzwerk Familienbildung und Begegnungsräume (Ukraine Projekt) finanziert.“

Kooperation und Vernetzung haben für das Diakonische Werk Rheinhessen, eine Fusion aus den beiden Diakonischen Werken Mainz-Bingen und Worms-Alzey, große Bedeutung. So etwa die Servicestelle Kindertagespflege. Das vom Landkreis mitfinanzierte Förderprogramm kommunaler „Jugendscouts“ sei im Sommer ausgelaufen. Übergangsweise stünde noch ein Jugendscout (Norbert Enk) bis Ende Mai 2023 zur Verfügung.

Die Hausbesichtigung führte durch den ersten Stock, mit Räumen ausgestattet für E-Learning im Rahmen von Sprachkursen und Sonderschwerpunkt  „Förderung Lese-Schreib- und Rechenkompetenz“, und endete im großen Saal mit Spiegelwand und Kronleuchtern, einst Backstube der Bäckerei Klein und Seniorentanzcafé.

Im gemütlichen Beisammensein bei Kaffee, Kuchen und Eis (liebevoll von Gebäudeeigentümerin Anneliese Bergold und ihrem Gatten Heinz-Jürgen angerichtet) berichtete Jürgen Bieler, einer der sechs Gründer*innen der „Interessengruppe Alzeyer Seniorenbeirat“ den interessierten Landespolitikern über die weiteren Schritte des im April initiierten Gremiums. „Der Ruf danach war laut. Dann braucht es Leute, die aktiv sind!“, bestärkte Bätzing-Lichtenthäler und leitete zum Motto ihrer Sommerreise über: „Demokratische Vielfalt“. Rheinland-Pfalz feiert dieses Jahr sein 75. Landesjubiläum – dies sei ein starkes Symbol für die Volkssouveränität. In erster Linie ein Grund zur Freude, angesichts der aktuellen Kriegsentwicklungen auf europäischem Boden aber zugleich eine Mahnung. „Einmal mehr sehen wir, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist. Demokratie muss jeden Tag auf allen gesellschaftlichen Ebenen aufs Neue gelebt, weiterentwickelt und verteidigt werden. Wir brauchen eine wehrhafte Demokratie!“ Mehr denn je gehe es also darum, für unsere demokratischen Werte – Freiheit, Vielfalt und Solidarität – im Sinne einer pluralistischen Gesellschaft einzustehen. Diese spiegelt sich in vielen Facetten im MGH Alzey wider. Beispielhaft dafür stehen das Seniorencafé, der Seniorenbeirat und das Cafè Asyl. Sie demonstrieren Vielfalt und Solidarität in Alzey.

Den Abschluss bildete ein Besuch des Café Asyl, Aktionsgemeinschaft der Evangelischen Kirchengemeinde Alzey, des Diakonischen Werks Rheinhessen und des Landkreises Alzey-Worms, Anlaufstelle für Geflohene und Asylbewerber*innen im Gebäude gegenüber des MGH, ehemals Gasthof „Zur Burg“. Hier standen Pfarrer Joachim Schuh, Lilli Küpper und Meike Zahn, beide ehrenamtliche Mitarbeiterinnen, als Gesprächspartner*innen zur Verfügung.

Illing berichtete über die regelmäßigen Treffen zur Vernetzung von Ehrenamt und Kommunen. Intensiv wurden die großen Themen Unterschiede in der Behandlung Geflohener (unterschiedliche Rechtslage bezüglich Gesundheit und Zugang zur Arbeit; Anerkennung, Wohnung, Hilfsbereitschaft), soziale Verwerfung und sozialer Frieden diskutiert. Pfarrer Schuh appellierte an die Politik: Entbürokratisierung und neues Einbürgerungsrecht. Sandra Körbes äußerte ihren Wunsch, „mein Dauercredo!“:  Ehrenamt braucht Hauptamt! Damit zusammenhängend: finanzielle Ausstattung, Projektlaufzeitverlängerung sowie allgemeine Sozial- und Lebensberatung im Hauptamt. Sabine Bätzing-Lichtenthäler sagte zu, die Anliegen weiter in die parlamentarische Arbeit einzubringen und bedankte sich herzlich für den intensiven Austausch und die eindrückliche Vorstellung der umfassenden Arbeit aller Mitarbeiter*innen des MGH und des Café Asyl. Heiner Illing wies abschließend auf das 7. Treffen „Runder Tisch“, nun unter dem Namen „Migrations- und Flüchtlingshilfe“ am Montag, 10. Oktober, von 10 bis 12 Uhr im Wahlkreisbüro hin.

Veröffentlicht am 02.09.2022.