Prävention rentiert sich immer

Landtagsabgeordneter Heiner Illing besucht Caritas-Marienhof in Armsheim mit Jugendwohngruppe und betreutes Wohnen

Der Landtagsabgeordnete Heiner Illing hat den Marienhof in Armsheim besucht. Die Jugendwohngruppe ist eine Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe des Caritasverbands Worms e.V. (CV Worms) und eine der insgesamt fünf Wohngruppen des Trägers. Die anderen befinden sich in Worms.

Empfangen wurde Illing von Caritasdirektorin Ulrike Kunz, Angelika Weinkötz, Fachbereichsleiterin Kinder- und Jugendhilfe im CV Worms, Sandra Kapper, Bereichsleitung Wohngruppen und seit 17 Jahren dabei, sowie Andreas Meissner, dem Leiter der Armsheimer Wohngruppe. Sowohl Kapper als auch Meissner sind zuständig für die konkrete Arbeit mit den jungen Bewohner:innen auf dem Marienhof. Ausgedehnten Gesprächen folgte ein Rundgang über das Außengelände.

Den Marienhof in Armsheim gibt es seit 2011: ein Bauernhof mit Anbau, Nebengebäuden und Werkstatt. Ein Gelände samt Innenhof und großem Garten – ein Projekt, das Stück für Stück ausgebaut wurde und gewachsen ist. In der Jugendwohngruppe sind derzeit zehn 14- bis 18-Jährige untergebracht; vier junge Menschen ab 16 Jahren leben im betreuten Wohnen. Schwerpunkt der Arbeit im Marienhof sei es, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten und auf die Zeit nach der stationären Jugendhilfe vorzubereiten, berichteten die Gruppenleitungen. Die sogenannten Care-Leavers seien junge Erwachsene, die das System der Jugendhilfe verlassen und eigenständig leben. Mitunter komme es auch vor, dass sie in ihre Herkunftsfamilie zurückkehrten oder in eine weitere Betreuungsform wechseln.

Wohngruppenleiter Meissner erzählte aus der Praxis. Im Alltag herrsche eine „normale Tagesstruktur“: Ausbildung, Schule, FSJ. Ziel der Betreuung sei es, den Jugendlichen und jungen Erwachsenen das zu vermitteln, was man als Alltagskompetenzen versteht: vom Aufräumen des eigenen Zimmers bis zum Einkauf mit vorab geschriebener Einkaufsliste: Was brauche ich? Wie viel? Zu welchem Preis? Auch das wolle gelernt sein, so Meissner.

„Der Marienhof ist trotz der Schwierigkeiten, die die Kids mitbringen, ein Ort, an dem viel gelacht wird“, betonte Fachbereichsleiterin Weinkötz. Ein Höhepunkt seien dabei immer die Gruppenaktivitäten: Einmal im Monat gebe es ein Freizeitprogramm wie einen Ausflug zum Klettern oder eine große Fahrradtour, einmal im Jahr gehe es auf eine Jugendfreizeit. Und Weihnachten werde gemeinsam gefeiert. „Für große Projekte wie einen Schmiedekurs oder Gärtner-Aktionen sind allerdings Sponsorengelder notwendig“, erklärte die Fachbereichsleiterin.

Caritasdirektorin Kunz betonte: „Wir arbeiten sozialraumorientiert: Zum Beispiel versuchen wir, die Jugendlichen an den TSV Armsheim anzudocken. Ein Jugendlicher hat mal ein FSJ in der Kita im Ort gemacht.“ Dass die Marienhof-Bewohner:innen mit der Zeit im Ort ankommen, zeigte etwa ein Besuch von einer älteren Dame, die just während des Rundgangs vorbeikam: Sie brachte einen selbstgebackenen Kuchen – als Dankeschön dafür, dass ihr ein Jugendlicher das Fahrrad repariert hatte. „Das, was Sie schildern, ist: Wir geben was zurück!“, bestärkte Landtagsabgeordneter Illing.

Und die Vernetzung werde stetig ausgebaut, so Caritasdirektorin Kunz: Die katholische Jugend plane mit dem Marienhof ein gemeinsames Projekt, eine Reparaturwerkstatt, die den Ortsansässigen offenstehen soll, bringe weitere Anknüpfungspunkte, und auch ein Sommerfest könne man sich in Armsheim vorstellen, ergänzte Weinkötz. „Wichtig ist: sichtbar sein! Separation hat noch nie zu Integration geführt“, ist sie überzeugt. „Wir müssen auch die Eltern präventiv begleiten und das Bewusstsein haben, dass sich Prävention immer rentiert.“ In diesem Zusammenhang spannte sie den Bogen zur Finanzierung dieser wichtigen Arbeit: „Wir dürfen nicht in der Jugendhilfe sparen! Stationäre Hilfen sollen keine Einbahnstraße sein.“

Geplant sei es, die Elternarbeit zu verstärken und noch mehr präventiv zu arbeiten. Die Arbeit habe sich in der vergangenen Dekade stark gewandelt und weiterentwickelt, wie Bereichsleiterin Kapper ergänzte: „Eltern bleiben Eltern und wirken entsprechend ihrer Möglichkeiten in den Hilfen zur Erziehung mit. Wir Fachkräfte sehen die Eltern als Spezialisten für ihre Kinder an und streben im stationären Bereich daher immer eine partnerschaftliche Zusammenarbeit an.“

Wichtig bei der konkreten Arbeit in der Wohngruppe sei ein guter Draht zu den jungen Menschen. „Du schaffst das!“, sei die Affirmation, die sie ihren Schützlingen mitgebe, so Kapper. Man müsse die Jugendlichen wahrnehmen und ihre Situation verstehen. Selbst ein scheinbar patziges „Sandra, du nervst“ könne ein großes Kompliment sein – es zeige, dass sie den Jugendlichen nicht gleichgültig sei und diese mit ihrer Ansprache erreichen könne. Dann wisse sie, dass sich ihre Hartnäckigkeit lohnt. Besonders berührend sei es, wenn Ehemalige als Eltern zurückkommen und zu ihren Kindern sagten: „Das war mal mein Zuhause!“

Landtagsabgeordneter Illing bedankt sich für die Einblicke in die wertvolle Arbeit der Jugendhilfeeinrichtung und wünschte für die zukünftigen Projekte viel Erfolg.


Fotorechte: Heiner Illing

v.l. Sandra Kapper, Ulrike Kunz, Heiner Illing, Andreas Meissner, Angelika Weinkötz

Veröffentlicht am 02.11.2023.