MdL Wolfgang Schwarz (SPD) klärt über Betrügereien auf – „Damit wir sicher leben können“

„Der Trick mit dem Enkel ist wohl einer der ältesten und am weitesten verbreiteten Kniffe der Trickbetrüger“, sagt der Landtagsabgeordnete Wolfgang Schwarz (SPD). Der ehemalige Kriminalbeamte kennt sich mit der gesamten Palette von Betrügereien aus, insbesondere jener, die ältere Menschen betreffen. Im Rathaus in Gau-Odernheim klärte er auf Einladung der Bürgermeisterkandidatin für die VG Alzey-Land, Barbara Hübner (SPD), zahlreiche Bürgerinnen und Bürger über die häufigsten Tricks der Betrüger auf und gab Tipps, wie man nicht sofort auf deren Masche hineinfällt.

 

„Die Betrüger haben meist Erfolg, weil sie mit dem schlechten Gewissen der Menschen spielen und sich ihr Vertrauen erschleichen. Wie also erkennt man echte Hilfsbedürftigkeit, wenn es plötzlich an der Tür klingelt?“ stellte Hübner den Kern der Problematik heraus. Ganz so einfach sei das nicht, räumte Schwarz ein, denn in seinen 30 Dienstjahren bei der Polizei hat er gelernt, natürliches von künstlich eingeimpftem Misstrauen durch beispielsweise die Medien zu unterscheiden. Es nütze keinem, sich daheim zu verbarrikadieren, ebenso sollte man grundsätzlich vorsichtig damit sein, wen man in seine Wohnung lasse. Im Zweifelsfall sei schon eine Türkette eine wirksame Barriere und Sicherheitsmaßnahme.

 

Das Thema sei nicht nur für ältere Menschen von Interesse, denn die seien zumindest statistisch seltener Opfer von Verbrechen, beruhigte der erfahrene Kriminalist. Zahlen vom Jahr 2010 belegen, dass die Aufklärungsquote von Verbrechen in Rheinland-Pfalz bei 62,5 Prozent liegt, in der VG Alzey-Land sogar bei 74,9 Prozent. „Damit werden Dreiviertel aller Straftaten aufgeklärt. In Zahlen: Von 1275 Straftaten wurden 955 geklärt – ein hervorragendes Ergebnis“, freut es Schwarz und verwies auf die tolle Arbeit der hiesigen Polizei. Dabei sei die Zahl der Gewaltstraftaten – dazu zähle beispielsweise auch Handtaschenraub, denn die Tasche würde gewaltsam entwendet – auf einem gleichbleiben niedrigen Niveau von nur 3,8 Prozent in Rheinland-Pfalz. Besonders auf dem Land lebe man sicherer, die Häufigkeit von Verbrechen nimmt mit der Einwohnerzahl zu. „Die Zahl der Straftaten ist in Ihrer Region vergleichsweise sehr niedrig. Sie leben sicher hier“, stellte Schwarz fest.

 

Warum ältere Menschen von Trickbetrügern und Dieben besonders gerne ins Visier genommen werden, hat naheliegende und vor allem praktische Gründe. „Im Alter besitzt man in der Regel mehr Wertgegenstände, man hat öfter große Summen daheim, es gibt viele Produkte und Dienstleistungen, die für ältere Menschen ansprechend sind, ferner sind Senioren häufiger tagsüber daheim anzutreffen oder alleinstehend“, zählt Schwarz auf. Auch ihre Höflichkeit im Umgang mit Menschen sei für Betrüger von Vorteil, ebenso wie ihre körperliche Eingeschränktheit aufgrund von Alter oder Krankheit.

„Viele ältere Menschen schämen sich, wenn sie auf einen Trick hereinfallen, daher werden die Taten gar nicht erst zur Anzeige gebracht“, so der gebürtige Landauer. „Das ist falsch. Gehen Sie zur Polizei“, lautete sein Appell.

 

Die Diebe und Betrüger gingen meist sehr geschickt vor. Mit einem Trick („Kann ich telefonieren/die Toilette benutzen/ein Glas Wasser haben?“) verschaffen sie sich Einlass in die Wohnung. Einmal drinnen gibt es viele Möglichkeiten die Wohnung nach Bargeld und Wertgegenständen zu durchsuchen. Mit besonderer Vorsicht zu genießen seien auch Angebote an der Haustür für handwerkliche Dienstleistungen. Auch hier gibt es schwarze Schafe, die handwerkliche Unwissenheit mit gesalzenen Rechnungen ausnutzen.

 

Schwarz zählt verschiedene Möglichkeiten der Kontaktaufnahme auf der Straße oder über Telefon auf: „Die Trickbetrüger versuchen eine persönliche Beziehung und damit Vertrauen aufzubauen. Beliebt ist der Enkel-Trick.“ Mit geschickten Fragestellungen wird der Person weisgemacht, dass sie es hier mit ihrem echten Familienangehörigen zu tun hat und dann wird zur Kasse gebeten. Doch auch Gewinnbenachrichtigungen per Post oder Telefon sind, besonders wenn man an keinem Preisausschreiben teilgenommen hat, grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen. Bei der Verbraucherschutzzentrale kann man solche Fälle anzeigen und sich dort einen vorgedruckten Text besorgen, der die Betrüger am Telefon abschreckt. „Aber denken Sie daran“, warnt Schwarz ausdrücklich, „diese Leute wollen nur Ihr Bestes, nämlich Ihr Geld!“

 

Sein Kollege, der Alzeyer Landtagsabgeordnete Heiko Sippel (SPD), machte auf neue Betrugsmaschen im Internet aufmerksam. Mit sogenannten Phishing-Mails werde versucht, an Bankdaten oder Geheimzahlen der Nutzer heranzukommen. Durch täuschend echte Fälschungen glaube der Internetnutzer, eine Anfrage seiner Bank erhalten zu haben, die ihn auffordere, nochmal alle Daten einzugeben. „Im Zweifel sollten Sie bei Ihrer Bank die Echtheit der Mails hinterfragen“, riet Sippel zur Vorsicht.

Die Juristin Barbara Hübner dankte den Referenten für die anschaulichen Beispiele und guten Informationen, die dazu dienten, die Sicherheit der Menschen noch weiter zu verbessern und Kriminellen das Handwerk zu legen.

 

mth

Veröffentlicht am 13.02.2012.