Politiker informieren Bürger bei Kundgebung in Wörrstadt – Mit vereinten Kräften gegen Fluglärm

Als hätte man sie bestellt, flogen just in dem Moment, als der Alzeyer Landtagsabgeordnete Heiko Sippel (SPD) die Kundgebung gegen Fluglärm am Wörrstädter Neunröhrenplatz am Donnerstagabend eröffnete, zwei Flieger mit ohrenbetäubendem Dröhnen über die Köpfe der zahlreichen Demonstranten hinweg. Trotz Mikrofon waren Sippels Worte kaum noch zu hören: „Es ist wichtig, dass auch das innere Rheinhessen seinen Protest kund tut, denn es geht hier um die Gesundheit der Menschen. Da muss das wirtschaftliche Interesse der Fraport hintenanstehen.“ Sippel hatte zu der Veranstaltung in Wörrstadt aufgerufen und dazu den Staatssekretär im Innenministerium Jürgen Häfner eingeladen, der die Schritte der Landesregierung im Kampf für eine Reduzierung der Lärmbelastung erläuterte.

 

In Kürze werde vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig eine gerichtliche Entscheidung erwartet, ob das vorübergehend angeordnete Nachtflugverbot auf Dauer bleiben wird, berichtete Sippel. Er forderte die hessische Landesregierung auf, dem Gerichtsentscheid zuvor zu kommen und durch eine Rücknahme der Revision endlich den Weg für das versprochene Nachtflugverbot frei zu machen. Die regelmäßigen Montagsdemonstrationen am Frankfurter Flughafen zeigten deutlich, dass es den Menschen ernst sei mit ihrem Protest. „Auch wenn unsere Region wirtschaftlich vom Flughafen profitiert, so haben die Menschen hier ebenso ein Recht auf den Erhalt ihrer Lebensqualität. Dauerlärm macht krank. Der gemeinsame Protest auf allen Ebenen soll einen offenen Dialog mit der Deutschen Flugsicherung (DFS), der Fraport AG sowie der hessischen Landesregierung fördern, um diese endlich zum Handeln zu bewegen“, sagte Sippel.

 

Staatssekretär Häfner beobachtet erfreut, dass die Proteste solidarisch abliefen, die Kommunen sich beispielsweise ohne explizites Eigeninteresse gegenseitig bei ihrer Sammelklage unterstützten und es mittlerweile auch in den Unternehmen einen breiten Konsens gebe. Unausgeruhte Mitarbeiter wirkten sich am Ende negativ auf die Produktivität der Unternehmen aus, denn bei 90 Flugbewegungen pro Stunde und einer geplanten Steigerung auf bis zu 126 Überfliegungen könne der Körper sich nicht mehr erholen. Insbesondere, wenn das Nachtflugverbot nicht konsequent eingehalten werde.

 

„In den Randstunden von 22.00 bis 23.00 Uhr und von 5.00 bis 6.00 Uhr sind noch immer 170 Flugbewegungen möglich, dabei fordert die Fluglärmkommission eine Mindestruhephase von acht Stunden“, stellt Häfner fest. Weiterhin kritisierte er das System zur Festlegung der Flugrouten: „Selbst ein Radweg hat mehr Beteiligung als eine Flugroute, die nur von der DFS festgelegt wird. Das passt einfach nicht mehr in unsere Zeit.“ Es müsse eine breite Bürgerbeteiligung auf den Weg gebracht werden, die Einfluss auf die Festlegung nehmen könnte.

 

Immer wieder klang durch, dass sich sowohl Landrat Ernst Walter Görisch, wie auch der Wörrstädter Bürgermeister Ingo Kleinfelder im Klaren darüber sind, dass man dem Lärm nicht gänzlich ausweichen könne. Es dürfe aber nicht hingenommen werden, dass eine völlige Entlastung bestimmter Regionen in Hessen zu Lasten Rheinhessens erfolgt sei. Landrat Görisch setzt sich für die Einrichtung von Messstationen im Raum Wörrstadt ein.

 

„Der Begriff „Südumfliegung“, der durch den Bau der neuen Landebahn Nordwest entstanden ist, kann als Verniedlichung verstanden werden,“ so Häfner, „denn immerhin werden die rheinhessischen Gemeinden direkt überflogen.“ Das Land Rheinland-Pfalz unterstützt die Sammelklagen zu 50 Prozent, andere Gemeinden helfen den Klägergemeinden mit der zweiten Hälfte der Kosten.

 

Im Rhein-Main-Gebiet sind insgesamt fünf Millionen Menschen vom Lärm betroffen, daher muss eine solidarische Regelung, partei- und länderübergreifend, gefunden werden, die den Fluglärm deckelt und weiter reduziert, fordert Häfner. Der Abgeordnete Heiko Sippel möchte indes eine unabhängige Initiative für den Raum Wörrstadt anstoßen, die Parteien, Institutionen, Kirchen, Wirtschaft und Privatpersonen im Protest gegen den Fluglärm vereinen soll.

 

 

mth

Veröffentlicht am 05.03.2012.