MdL Heiko Sippel im Gespräch mit dem Alzeyer Club Behinderter und ihrer Freunde – Barrieren in den Köpfen abbauen

Der Club Behinderter und ihrer Freunde Alzey und Umgebung begrüßte zum wöchentlichen Treffen bei Spielen und Bastelarbeiten den Alzeyer Landtagsabgeordneten Heiko Sippel (SPD), um mit ihm über die Wünsche und Bedürfnisse behinderter Menschen zu sprechen. Ganz oben auf der Liste des Club-Vorsitzenden Paul Gaschler steht der Behindertenbeirat, der zwar längst durch den Kreistag beschlossen, jedoch noch nicht einberufen wurde. „Es müssen Betroffene stärker eingebunden werden,“ sagt Gaschler, denn Anliegen gibt es viele, besonders kleinere Umbaumaßnahmen, die für ein barrierefreies Leben behinderter Menschen wichtig sind.

 

Im Gespräch kristallisiert sich schnell heraus, dass Themen wie die Verkehrslage in Alzey auch für die Clubmitglieder von großem Interesse sind. Der Obermarkt bewegt die Menschen: „Es wäre schön, wenn man dort einen Platz zum Verweilen hätte und nicht so viel Verkehr.“ Ampelschaltungen mit zu kurzen Grünphasen werden im Alltag zu einer Herausforderung, wenn gehbehinderte Menschen sich durch die Stadt bewegen. Dass der Abgeordnete die Richtwerte von Ampeln nicht verlängern kann ist den Anwesenden bewusst, doch bestimmte Schaltzeiten könne man überprüfen, verspricht Sippel.

 

Auch das Dauerbrennerthema „Öffentliche Toiletten“ im Stadtrat ist für die Clubmitglieder ein Stein des Anstoßes: „Das Konzept der „netten Toilette“ mit vielen Einzelhändlern hier vor Ort ist zwar schön, aber für viele von uns nicht nutzbar, da Rollstuhlfahrer gar nicht erst hinkommen. Und selbst wenn diese erreichbar sind, so entsprechen sie nicht den Standards für behinderte Menschen.“ Für die Toilette an der Ostdeutschen Straße haben sie eine Mängelliste erstellt. Allein die Beseitigung dieser kleineren, aber für körperlich eingeschränkte Menschen wichtigen Missstände ist schon ein großer Schritt in die richtige Richtung.

 

Woran es grundsätzlich mangele sei die große Intoleranz einiger Menschen, denen man im Alltag immer wieder begegne, monieren einige Clubmitglieder: „Einige von uns haben Behinderungen, die uns kaum einschränken. Wir können genauso arbeiten und Leistung erbringen wie andere auch.“ Aber Rücksichtnahme gehöre dazu, denn was nützen ausgewiesene Behindertenparkplätze, wenn diese von Menschen belegt würden, die sie im Grunde gar nicht benötigten. „Es besteht die Vermutung, dass Behindertenplaketten oftmals zu leichtfertig ausgegeben würden,“ beklagt ein Mitglied. Sippel versprach hier nachzufragen. Er wies außerdem darauf hin, dass es ab Juli 2012 stärkere Kontrollen im fließenden Straßenverkehr geben soll, um Raser auszubremsen.

 

Ein weiteres Themenfeld betraf die Arbeitsmarktchancen behinderter Menschen. Hier gebe es immer noch erhebliche Vorurteile und Vorbehalte. Heiko Sippel hielt es für erforderlich, dass die Politik weitere Anstrengungen unternehme, um gleiche Chancen zu ermöglichen und Diskriminierung zu verhindern. Antidiskriminierungsgesetze zeigten zwar Wirkung, es müsse aber auch darum gehen, falsche Idealbilder zu korrigieren und Barrieren in den Köpfen abzubauen. Zu welchen tollen Leistungen Menschen mit Handicaps fähig seien, zeigten beispielsweise die Integrationsbetriebe, in denen behinderte und nicht behinderte Menschen zusammenarbeiten.

 

Der Abgeordnete Heiko Sippel wünscht sich mehr Teilhabe und Inklusion von Anfang an, damit behinderte Menschen in der Gesellschaft völlig akzeptiert würden und ein selbstbestimmtes Leben führen können. Nach dem gut zweistündigen Gespräch waren sich alle einig, dass der Meinungsaustausch notwendig sei und fortgesetzt werden müsste.

 

mth

 

Bild: © Marta Thor

Veröffentlicht am 03.06.2012.