MdL Sippel besucht Forstamt in Alzey – Mehr Wald für alle

In den rheinhessischen Waldgebieten ist alles in Ordnung, glaubt man dem Amtsleiter des Forstamts Rheinhessen mit Sitz in Alzey, Dr. Gerhard Hanke. Seit 2004 leitet er das „Exotenforstamt“, denn „mit Wald ist hier ja nicht viel“, sagt Hanke. Tatsächlich beschränkt sich das große Gebiet der rheinhessischen Landkreise und Städte mit rund 600.000 Einwohnern auf fünf Reviere und nur lediglich 6.500 Hektar Wald – wenig, im Vergleich zu Forstämtern wie beispielsweise Donnersberg, das insgesamt flächenmäßig kleiner ist, dafür aber 20.500 Hektar Wald hat.

 

„Umso wertvoller ist für uns der Erhalt des Bestands, als im Hunsrück, der Eifel oder der Pfalz“, so Hanke. Wirtschaftlich mag der Wald nur eine geringe Rolle spielen, aber für die Umwelt und Naherholung spielen schon fünf Hektar eine sehr große Rolle. Rheinland-Pfalz besteht zu etwa 42 Prozent aus Waldflächen, Rheinhessen jedoch ist mit weniger als fünf Prozent bewaldet.

 

Aufgrund der zunehmenden Personalengpässe innerhalb des Landesbetriebs Forsten, erkundigte sich der Alzeyer Landtagsabgeordnete Heiko Sippel (SPD) über die spezielle Situation in seinem Wahlkreis. „Die ursprünglich vorgesehenen acht bis zehn neuen Stellen im Jahr für die Forstwirtschaft in Rheinland-Pfalz sind eindeutig zu wenig, um die Leistungsfähigkeit der Forstämter auf Dauer sicherzustellen. Deshalb freue ich mich, dass es aufgrund einer Initiative der SPD-Landtagsfraktion gelungen ist, den Einstellungskorridor um zusätzlich 35,5 Stellen im Jahr zu erweitern“, so Sippel über die jüngste Entwicklung.

 

Es sei zwar klar, dass man das Haushaltsdefizit von 1,2 Milliarden Euro in den kommenden sieben bis acht Jahren herunterfahren müsse, doch die Zahlen sprechen für sich: „Wenn wir keinen Nachwuchs einstellen, verlieren wir bis 2020 gegenüber 1990 36 Prozent der Angestellten, 46 Prozent der Mitarbeiter im gehobenen Dienst und sogar 63 Prozent der Mitarbeiter des höheren Forstdienstes. Bei aller Notwendigkeit des Sparens: Wir müssen jetzt handeln“, insistierte Sippel.

 

Amtsleiter Dr. Hanke bestätigte, dass die Maßnahme „gut angekommen“ sei. „Wenn es so weitergegangen wäre, gäbe es keinen Nachwuchs, keine Leute mit frischem Wissen. Der Altersschnitt beim Landesforstamt liegt bei 57 Jahren!“ Sippel gab zu, dass die Einsparungen des Landes die Forstämter mit am Härtesten getroffen hatten: „Die Forstverwaltung leisten einen erheblichen Beitrag zur Erreichung des Sparziels, um die Schuldenbremse einhalten zu können.“

 

Doch das rächt sich jetzt, wendet der Büroleiter Wolfgang Fischer ein: „Insgesamt sind wir hier mit zehn Forstwirten in Vollzeit, einem in Teilzeit, vier Azubis, sowie einem Forstwirtschaftsmeister gut aufgestellt, aber streng genommen darf keiner krank werden. Die Budgets sind knapp, es ist eine knallharte Kalkulation. Der Leistungsdruck wird höher, das Tempo schneller.“

 

Auch Hanke weiß, dass in den vergangenen zehn Jahren keinerlei Kompensation erfolgt ist. Die Forstämter wurden mit zahlreichen neuen Umweltvorschriften gefordert, wie beispielsweise der FSC-Zertifizierung (Forest Stewardship Council). „Wir haben schon immer nachhaltige Forstwirtschaft betrieben“, sagt Hanke, „denn Erholung und Naturschutz sind ebenfalls ‚nachhaltige’ Faktoren für die Region. Nichts bleibt wie es heute ist, die Natur befindet sich in einem stetigen Wandel.“

 

Für den Revierleiter im Vorholz und Kreisjagdmeister des Landkreises Alzey-Worms, Gerd Schuckert, macht sich die Mehrarbeit bemerkbar: „Die Waldrefugien und BAT-Konzepte (Biotop- und Totholzkonzept) haben einen Aufgabenzuwachs erbracht. Das FSC-Konzept sieht zudem vor, dass die Brennholzselbstwerbung zurückgefahren wird.“

 

Doch auch hier gibt es Probleme. „In einem naturbelassenen Wald sind die Gefahren durch herabfallende Äste für Spaziergänger und Hobbysportler größer als auf den Wirtschaftswegen,“ sagt Schuckert. Allein der Lenneberger Wald hatte mit 730 Hektar im Vorjahr etwa eine Million Besucher. Die wenigen Waldflächen im Weingebiet Rheinhessen werden gerne als Naherholungsgebiet genutzt und dienen aus Ausgleich für die extremen Klimaeinflüsse.

 

Hanke merkte an, dass durch diese Richtlinien auch der Anbau der Douglasie, einem guten Ersatz für die rückgängige Fichte, eingeschränkt sei – und das obwohl sie sich durch ihre Unempfindlichkeit gegen Pilze, Windwürfe und ihrem schnellen Wachstum ideal im trockenen rheinhessischen Klima bewährt habe. „Eine voll integrierte Baumart mit Migrationshintergrund“, scherzte Schuckert.

 

Das Forstamt kümmert sich auch mit dem seit drei Jahren laufenden Programm „Neuer Wald für Rheinhessen“ um die Aufforstung. Gemeinsam mit Kooperationspartnern aus der Wirtschaft und Landespolitik werden die wenigen verfügbaren Waldflächen, wie in den Herrnsheimer Klauern bei Worms oder im Oberolmer Wald sukzessive aufgebaut. Mehr Informationen zu den Projekten gibt es unter www.wald-rlp.de

 

Der Landtagsabgeordnete Heiko Sippel zollte den Förstern großen Respekt für ihre kompetente und engagierte Arbeit, die sich darüber hinaus auch auf vielfältige Projekte zur Information über die Bedeutung von Wald, Umwelt und Natur erstrecke.

Bild: © Marta Thor / MdL Heiko Sippel (2 v.l.) informierte sich vor Ort über das Forstamt Rheinhessen. Forstamtsleiter Dr. Gerhard Hanke (ganz links) stand Rede und Antwort. Daneben v.l.: Personalrat Ronni Weyrauch (Bildmitte), Büroleiter Wolfgang Fischer, Revierleiter Gerd Schuckert

 

Veröffentlicht am 08.04.2013.