Foto: v.l.n.r.: Benedikt Oster, Ernst Walter Görisch, Werner Spiegler, Camilla Benizri, Ewald Lind, Heiko Sippel
Selbstkritische Worte an Aschermittwoch
Die Fastnachtszeit ist zu Ende, der Ernst des Alltags kehrt wieder ein. Ernst ist es für die SPD schon eine ganze Weile. Von der Euphorie des vergangenen Jahres ist nicht mehr viel übrig. Es ist also viel zu besprechen am diesjährigen Politischen Aschermittwoch – auch in Alzey. Zum 21. Mal lud die Alzeyer SPD Mitglieder, Freunde und Interessierte ins Städtische Weingut ein. Der voll besetzte Saal zeigte, dass das Interesse an Politik nicht nachgelassen hat.
Ortsvereinsvorsitzender Heiko Sippel ging mit dem Verhalten der SPD auf Bundesebene ohne Umschweife ins Gericht. „Was wir in den letzten Monaten erlebt haben, gleicht einem Tollhaus, wir erwarten ab sofort wieder eine professionelle Arbeit. Wir müssen uns im Bund wieder um eine gute Sachpolitik für die Menschen kümmern und nicht vor allem mit uns selbst beschäftigen“, so sein Resümee.
„Es geht hier um unser höchstes Gut, unsere Glaubwürdigkeit“, betont er. Kontinuität und Verlässlichkeit – was im Land und in den Kommunen eine absolute Stärke der SPD sei, müsse auch wieder auf Bundesebene Einzug halten. „Der Koalitionsvertrag ist gut und bringt den Menschen viele Verbesserungen, er setzt richtige Schwerpunkte in Fragen der Bildung, Familie und Infrastruktur und gibt ein klares Bekenntnis für ein einiges Europa ab“, erklärt Sippel seine persönliche Haltung. Der Blick müsse nun nach vorne gerichtet werden, Neuwahlen seien keine gute Option. Es sei sehr zu begrüßen, dass die Basis die Möglichkeit habe, über eine Fortführung der GroKo zu entscheiden und mehr Einfluss gewinne.
Ansichten, die auch Benedikt Oster, der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion und mit 29 Jahren jüngster Landtagsabgeordneter, teilt. „Europa ist der Kontinent der Aufklärung, der Menschlichkeit und der Vielfalt“, so Oster. Deutschland baue entscheidend am großen Haus Europa mit. Solidarität unter den Staaten der EU dürfe aber im Blick auf das Verhalten einiger osteuropäischer Mitgliedsstaaten keine Einbahnstraße sein. Hier müssten klarere Regelungen getroffen werden, wie auch bei der Bekämpfung von Steuerflucht oder der steuerlichen Heranziehung von Großunternehmen.
„Auch auf Bundesebene gibt es viel zu tun. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Es wird beispielsweise für viele Menschen immer schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden“, beklagt der Landtagsabgeordnete. Auch die sachgrundlose Befristung von Arbeitsverträgen müsse auf lange Sicht ein Ende haben. „Wir müssen an der Basis zuhören, welche Probleme und Anliegen die Menschen vor Ort haben“, betont Oster. Auch Dinge wie der Breitbandausbau haben ihre Relevanz. „Wer den ländlichen Raum stärken will, muss dies vorantreiben. Die mittelständischen Unternehmen sind auf starke Internetleitungen angewiesen“, so sein Credo. Es sei viel zu tun in der nächsten Zeit. „Ein „Weiter so“ darf es nun nicht geben“, unterstreicht Oster. In Anspielung auf die AfD hob Oster hervor, dass man den Populisten und Hetzern, die unser Land spalten wollten, den Nährboden entziehen müsse. „Wir sollten nun im Bund Verantwortung übernehmen, wo andere es nicht getan haben. Das müssen wir ernst nehmen, schließlich sind wir das den Menschen schuldig“, schloss Oster , dessen Rede mit viel Beifall bedacht wurde.
Heiko Sippel ehrte im Anschluss langjährige Mitglieder des Ortsvereins. Für 25jährige Mitgliedschaft erhielt Ewald Lind die silberne Ehrennadel, für 40 Jahre wurden Camilla Benizri und Werner Spiegler ebenfalls mit Ehrennadeln und Urkunden ausgezeichnet.
Veröffentlicht am 15.02.2018.