Mdl Heiner Illing lud Kunst- und Kulturschaffende zu einer Video-Diskussion mit seiner Landtagskollegin, der kulturpolitischen Sprecherin SPD Landtagsfraktion, Giorgina Kazungu-Haß ein. Die Einladung richtete sich an Künstlerinnen und Künstler, Kulturvereine und Kultureinrichtungen in Rheinhessen und bot neben einem Erfahrungsaustausch die Möglichkeit, aktuelle Informationen über die Bausteine und Möglichkeiten des Förderprogramms der Landesregierung für die Kulturszene zu erhalten.
Sich im Bürokratiedschungel zurechtzufinden, sei nicht einfach, so die Autorin Karin Kinast. Hier konnte Kazungu-Haß aufklären: Die für Januar bis Ende Juni 2021 geplante „Überbrückungshilfe 3“ (geschätztes Volumen: 22 Millionen Euro) sei anrechnungsfrei, also zusätzlich zur Grundsicherung möglich. Als erfolgreiches Kulturpaket bezeichnete sie das bereits im April gestartete Sechs-Punkte-Programm des Landes Rheinland-Pfalz (gesamt 15,5 Millionen Euro Kulturhilfe). Kern des Kulturprogramms sind Arbeitsstipendien für Solo-Künstler*innen über je 2.000 Euro (steuer- und anrechnungsfrei), die ab 15. Januar in die dritte Runde gehen. Die Digitalisierungsmillion an Kulturschaffende und -Institutionen sei komplett abgeflossen, ebenso die für Programmkinos reservierten 500.000 Euro.
„Wann werden die Vorschüsse aus der November- und Dezemberhilfe ausbezahlt?“, fragte Roland Kalus, Betreiber des Kulturguts Bechtolsheim. Laut Illing sei die dafür notwendige Software auf der Antragsseite des Bundes noch nicht ausgereift. Kazungu-Haß werde nachhaken und alle Hebel in Bewegung setzen. „Denn eines ist klar: den Leuten fehlt das Geld!“
Für Krimiautorin Angelika Angermeier ist Vernetzung ein wichtiges Thema. Illing verwies auf die drei Kulturberater in Rheinland-Pfalz und die Absicht, ein lokales „Netzwerk Kultur“ für die beiden Landkreise und kreisfreien Städte einzurichten. Hier brachte sich Kulturbotschafter Volker Gallé ein. Aus seiner Erfahrung mit dem „Arbeitskreis Rheinhessenkultur“ und als langjähriger Kulturkoordinator der Stadt Worms funktioniere Vernetzung nur in hauptamtlicher Koordination, um Kultur dauerhaft auf professionelle Füße zu stellen. Der Masterplan der LEADER-Arbeitsgruppe liege vor. Dass dies nur funktionieren kann, wenn auch das Land mitspielt, ist allen klar. Hier kann Illing weiter ausführen: In Planung sei das Kulturfördergesetz mit dem Ziel, einen Kulturentwicklungsplan für Rheinland-Pfalz zu entwerfen.
„Wie sieht die Planbarkeit für 2021 aus?“, nimmt Kazungu-Haß die Frage der Betroffenen vorweg. Der Kultursommer finde auf jeden Fall statt. „Der wird gemacht! Egal wie! Auch in digitaler und hybrider Form!“ Neu ist die Förderlinie „Lichtblicke“ im Rahmen der Maßnahme „Neustart“: im Frühjahr 2021 werden bis zu 30 Veranstaltungsprojekte mit insgesamt 750.000 Euro gefördert.
Von ihrer konkreten Situation berichteten auch Jeremy Frei (Veranstalter, Stimmungssänger und Moderator), Alphornist Andreas Vorherr und Opernsängerin Sophia Damaris, die auch während des zweiten Lockdowns den Menschen mit ihrer Musik Mut machen: herab von Balkonen, vor Seniorenheimen, als Live-Streaming- oder Videokonzert, als DVD und CD.
„Kultur ist doppelt bestraft!“, sagt Roland Kalus, der wie viele andere Veranstalter viel Geld in Filter und Klimaanlagen investiert hat, um einen sicheren Raum für das Publikum zu schaffen. „Das hat schon etwas Tragikomisches!“ – Die durch den zweiten Lockdown Light angeordnete Schließung habe zu einer Stigmatisierung der Kulturszene geführt. – „Wir haben keine Lobby!“
„Kultur ist der Kitt der Gesellschaft!“, betont Heiner Illing am Ende der fruchtbaren und regen Video-Diskussion. Ein Format, das auf Wunsch der Teilnehmenden gerne fortgesetzt wird.
Informationen, Antragsformulare, Anleitungen und Hilfen unter: www.fokuskultur-rlp.de, www.kulturbuero-rlp.de sowie corona.rlp.de
Veröffentlicht am 05.01.2021.