MdL Heiner Illing besucht das Wohn- und Arbeitsprojekt „Casa Nova“

Zukunft der Schreinerei ungewiss

Der Landtagsabgeordnete Heiner Illing (SPD) besuchte das Wohn- und Arbeitsprojekt „Casa Nova“, um mit Verantwortlichen und Mitarbeitern die aktuelle Situation zu besprechen und Handlungsempfehlungen für die Politik aufzunehmen.

Das Nachsorge- und Wiedereingliederungsangebot des Vereins „Mit Jugend gegen Drogen“ wurde 1990 entwickelt. Mit Unterstützung des Landes, des Kreises und der Stadt Alzey wurde 1991 das Haus  in der Friederich-Ebert-Straße  in Osthofen gekauft. Im April 1992 war die offizielle Eröffnung des Hauses und der Werkstatt. Das geräumige Gebäude mit Innenhof, Dachterrasse und einer komplett ausgestatteten Schreinerei  bietet seither ehemals suchtmittelabhängigen Menschen ein Erfahrungs- und Übungsfeld, in dem berufliche und soziale Kompetenzen erworben werden können.

 Doch Eberhard Speidel, der Geschäftsführer des Trägers „Mit Jugend gegen Drogen gGmbH“, hat keine guten Nachrichten: „Wir müssen die Schreinerei zumachen! Die  Agentur für Arbeit meint, es gibt  auf absehbare  Zeit niemanden zu vermitteln, der die zwei Jahre Umschulung durchhält.“ Markus Deparade, Schreinermeister und Arbeitserzieher, verweist auf  Erfolgszahlen im dreistelligen Bereich im Laufe der letzten 20 Jahre. „Alle bis auf einen sind raus auf den ersten Arbeitsmarkt! Der letzte, der im Sommer die Gesellenprüfung machte, hat in Osthofen eine Stelle bekommen!“

„Jeder einzelne ist ein Erfolg!“, betont  Illing die Bedeutung der Maßnahme, deren Ziel die Wiedereingliederung ins Erwerbsleben ist. Axel Savitzky, Sozial- und Suchtpädagoge, fügt hinzu: „Anfang 2021 kam mit dem Küchen- und  Möbelmonteur eine kurzfristige Maßnahme vom Arbeitsamt dazu, mit der Idee, zwei bis drei Leute aus den Ein-Euro-Jobs rauszuholen.“  Speidel ergänzt: „Jetzt sollen wir nur noch niederschwellig hinzuarbeiten, als Hinführung zum Arbeitsmarkt mit maximal zwei Stunden pro Woche.“ Dies sei weder zielführend noch umsetzbar.

„Casa Nova ist ein anerkannter Ausbildungsbetrieb und in der Handwerksrolle eingetragen!“, betont Deparade. Vielleicht könne man in eine andere Richtung denken und die Zielgruppen erweitern, etwa schwer vermittelbare Arbeitslose, schlägt  Illing vor. Das Arbeitsprojekt für Menschen mit Suchtproblematik aufgeben? Was über 30 Jahre entwickelt und erfolgreich ausgebaut wurde, soll  nun zum Erliegen kommen? Damit  wollen sich Mitarbeiter, Geschäftsführer und Vorstand nicht abfinden. „Wir müssen einen Rettungsversuch starten!“,  appelliert der 2. Vorsitzende Klaus Hagemann an Illing, mit den Verantwortlichen in der Politik in Gespräch zu kommen. „Fast alle Sozialminister waren hier!“

„Betreutes Wohnen und Arbeitsprojekt hat Alleinstellungsmerkmal in Rheinland-Pfalz!“, erinnert Speidel. Die Schreinerei sei primär, das Wohnprojekt eher tertiär! Das Haus verfügt über sechs Plätze im Haus und zwei Plätze in einer Außenwohngruppe. Jedem Bewohner steht ein Platz in der projekteigenen Schreinerei zur Verfügung. Solange sie außerhalb keinen Beschäftigung oder Ausbildung gefunden haben, müssen sie am Arbeitsprojekt mitarbeiten. Die Nachsorge-Wohngemeinschaft biete daher die große Chance, sich direkt im Anschluss an die stationäre Behandlung an einem realistischen Arbeitsplatz zu erproben.

Während der Führung durch die Schreinerei führt Illing als gelernter Maschinenbautechniker Fachgespräche mit Deparade. Vor fünf Jahren konnte eine CNC-Maschine Dank großzügiger Spenden angeschafft werden. In der zweiten Werkstatt ist ein Schrank für den Kindergarten in Arbeit. Im Hof und gesamten Areal finden sich originelle Werkstücke, etwa ein Tauschregal . Illing zeigte sich sehr beeindruckt von den vielseitigen Möglichkeiten, die den Menschen im „Casa Nova“ geboten werden, von der Schreinerei über Imkerei bis hin zum Fitnessraum. Dies alles zusammen zu erhalten, dafür möchte sich Heiner Illing einsetzen.

Fotorechte: Heiner Illing
v.l. Markus Deparade, Heiner Illing, Axel Savitzky, Klaus Hagemann, Eberhard Speidel

Veröffentlicht am 18.09.2021.