Heiner Illing besucht die Zoar-Werkstätten Alzey


Leistung von Menschen mit Beeinträchtigung

Schon lange will der Landtagsabgeordnete Heiner Illing die Zoar-Werkstätten in Alzey besuchen.

Durch die Corona-Einschränkungen war dies bislang nicht möglich gewesen. Jetzt konnte sich der Landespolitiker in den beiden Einrichtungen des Evangelischen Diakoniewerkes Zoar einen persönlichen Eindruck über die vielfältigen Leistungen des modernen, sozialen Dienstleistungsunternehmens verschaffen. 

zur Verfügung. In den Zoar-Werkstätten in der Hagenstraße arbeiten vorwiegend Menschen mit einer geistigen Behinderung. Das Angebot des Werkhauses in der Spießgasse  richtet sich primär an psychisch erkrankte Menschen. In Bereichen der industriellen Fertigung sowie im Dienstleistungsbereich werden Stärken gefördert und gemeinsam Strategien der beruflichen und persönlichen Entwicklung geplant. „Immer steht der Mensch im Mittelpunkt des Handelns und Wirkens“, betont Regionalleiterin Dr. Claudia Mitulla.

Die Besichtigung der Werkstätten auf dem großen Gelände im Alzeyer Osten führt in die Abteilung Verpackung. Hier wird montiert, etikettiert und verpackt: Musterbretter für Elektrofirmen, CD-Boxen für Baumärkte und K2-Solarklemmen. „5000 Stück pro Tag“, erklärt Gregor Kscheminski, 1. Vorsitzender des Werkstattrates. Im Bereich Alu-Bau werden Metalle für Maschinenbau und Autoindustrie bearbeitet, Pinn- und Magnettafeln montiert. In der Abteilung Kleinteilmontage schaffen Menschen, die größeren Unterstützungsbedarf haben. Der Arbeitsprozess ist einschrittig. Hier werden etwa Unterputzdosen mit einem Aufkleber versehen und Teile für die Autoindustrie zusammengebaut. Interessant ist auch die Schreinerei, in der Sperrholzkästen gefertigt werden.

Im Berufsbildungsbereich liegen Materialien wie Holz, Stoffe, Ton und Vlies bereit. „Wir versuchen, über schöne Dinge die Menschen an die Arbeit heranzubringen“, sagt Mitulla. Berufliche Bildung erfolgt hier etwa über das Herstellen von Musterstücken. Daran wird unter anderem der Umgang mit Werkzeugen geübt. Eigenschaften von Materialien werden erarbeitet, die Feinmotorik verbessert und das Verständnis von Arbeitsabläufen gefördert. Themen sind auch Schlüsselqualifikationen, die im Arbeitsalltag gefordert sind wie zum Beispiel Pünktlichkeit und Ausdauer. Im Werkhaus wird dieser Bereich durch eine Integrationsfachkraft verstärkt. Auch in  der Spießgasse gibt es eine Montageabteilung. Die Mitarbeiter:innen sind am Verpacken, Konfektionieren, Kuvertieren, Etikettieren. „Ein typischer Arbeitsauftrag besteht darin, Zubehör für die Elektro- und Bauindustrie in Kunststoffbeutel abzufüllen“, erklärt Arbeitsbereichsleiter Matthias Heller. An einem Tisch sind das Schrauben, an einem anderen Lüsterklemmen.

Im  Werkhaus 1 befindet sich auch die Zoar-Pilzzucht. Im Keller werden Austernpilze, Kräuterseitlinge und Shiitake kultiviert. Die biozertifizierte Pilzzucht besteht seit 26 Jahren und ist eine weitere interessante Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeit für Menschen mit Beeinträchtigungen. „Etwa 20 Leute sind selbständig in der Pilzzucht tätig!“, so Gruppenleiter Tobias Balz, „von der Anzucht bis zum Verkauf.“

Im Gespräch mit dem Werkstattrat der Betriebsstätte in der Hagenstraße werden u.a. die Probleme Geld und Wohnen thematisiert. Eine eigene Wohnung sei für viele aus finanziellen Gründen nicht möglich. Die meisten leben in Wohnprojekten und Hausgemeinschaften. Bärbel Götz, Mitarbeiterin im Sozialen Dienst, erläutert die verschachtelte Finanzierung über Grundsicherung, Wohngeld oder Rente. Das Werkstattentgelt ergebe sich aus einem fixen Grundbetrag und einem leistungsabhängigen Steigerungsbetrag. „Wir sind eine Solidargemeinschaft. Mit dem Stärkeren wird der Schwächere mitfinanziert“!, betont Mitulla. „Arbeit bedeutet auch soziale Kontakte!“, bestärkt Illing. Dass das Geld aber nicht reicht, um die in die Höhe schnellenden Energie- und Lebenserhaltungskosten zu decken, ist ein Fakt ebenso wie der Mangel an Wohnraum.

Veröffentlicht am 12.04.2022.