Runder Tisch Ukraine Hilfe


Zweites Treffen im Wahlkreisbüro Heiner Illing          

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine dauert an. Millionen Menschen sind seit dem 24. Februar auf der Flucht. Mehr als 300.000 haben Deutschland erreicht. Wie viele sind im Landkreis angekommen? Wo wohnen sie? Wie ist ihre rechtliche Situation?

Anknüpfend an das erste Treffen am 18. März trafen sich die Vertreter des Landkreises, der Verbandsgemeinden und der Wohlfahrtsverbände zur Besprechung der aktuellen Lage, Bedarfserhebung und weiteren Koordination der Hilfsangebote im Ehrenamt.

Der Landtagsabgeordnete Heiner Illing legte den tagesaktuellen Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz vor, in welchem der Bund den ukrainischen Kriegsflüchtlingen dauerhafte Hilfe verspricht: ab 1. Juni können sie Grundsicherung erhalten, betreut werden sie künftig von den Jobcentern als regionale Anlaufstelle. Der Bund sagte auch zu, die Länder und Kommunen im Jahr 2022 mit insgesamt zwei Milliarden Euro bei ihren Mehraufwänden für die Geflüchteten aus der Ukraine zu unterstützen, außerdem einvernehmlich mit den Ländern eine Regelung zur Verstetigung der Beteiligung des Bundes an flüchtlingsbezogenen Kosten sowie Aufwendungen für Integration der Länder und Kommunen zu finden, rückwirkend ab dem 1. Januar.

Die Schutzsuchenden sind vorwiegend Frauen und Kinder. Einige kommen aus Erstaufnahmeeinrichtungen und werden dem Landkreis über das Land Rheinland-Pfalz zugewiesen. Viele aber haben private Kontakte in Deutschland und können bei Verwandten oder Bekannten wohnen. Die Kreisverwaltung verzeichnete mit Stichtag 31. März 600, die sich angemeldet haben. 730 bezifferte Ute Klenk-Kaufmann, 1. Beigeordnete der VG Alzey-Land, die Zahl der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, die sich bis 5. April beim zuständigen Einwohnermeldeamt gemeldet hätten. Für den weiteren Aufenthalt stellen sich viele Fragen rund um die Organisation des Alltags: Registrierung bei der Ausländerbehörde, Anträge auf Asylbewerberleistungen, Zugang zum Arbeitsmarkt u.v.m. Für alle Fragen rund um Hilfen für geflüchtete Menschen aus der Ukraine hat die Kreisverwaltung  eine Telefonhotline (06731) 408-5656 und ein E-Mail Postfach (ukraine-hilfe@alzey-worms.de) eingerichtet. Informationen zur Ukraine-Hilfe sind unter www.kreis-alzey-worms.de (Übersetzungshilfen ukrainisch: in Integreat-App eingestellt) und auf der Seite des Landes unter www.wir-tun-was.rlp.de/de/service/fluechtlinge/ukraine abrufbar. 

Praktische Unterstützung kommt in großem Maße direkt von der Bevölkerung. Aber auch die Helfenden brauchen Informationen.  Hier greift das Ehrenamtsprojekt „Ukraine Hilfe – Ankommende Engagiert Informiert Begleiten“. Um Engagierte schnellstmöglich  „fit zu machen“, wurde von der Diakonie Rheinhessen (Sandra Körbes) gemeinsam mit dem Caritaszentrum Alzey (Astrid Hammes) und der Caritas Fachstelle für Migration und Integration Wörrstadt (Andrea Rinke-Bachmann) ein Programm mit vier Seminar-Modulen erstellt: „Aufenthaltsgrundlagen – Ausländerbehörde (28. April), sozialrechtliche Leistungen ( 2. Mai), Integration in den Arbeitsmarkt (5. Mai), Prävention & Kinderschutz (9. Mai). Auch ukrainisch Sprechende, die als Sprachmittler fungieren möchten, sind eingeladen.

Einen breiten Raum in der Diskussionsrunde nahm das Thema zertifizierte Sprachkurse, Qualifizierung von Lehrkräften und kursbegleitende Kinderbetreuung ein. Hier galt es, den Statu Quo der Angebote und Zugangsvoraussetzungen bei der verschiedenen Trägern abzufragen. Julia Kirsch von der Förderinitiative Donnersberg e.V. (FID) übernahm die Aufgabe der Sprachkurs-Recherche und Anfrage bei der Kreisverwaltung Alzey-Worms / Kreisvolkshochschule (KVHS), beim Christlichen Jugenddorfwerk (CJD) und Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). In kurzer Zeit präsentierte sie eine detaillierte Übersicht über Kursangebote, die auch für Ukrainer:innen zugänglich sind:  Integrationskurse sind an der KVHS ab Juni und beim CJD nach Bedarf geplant. Landessprachkurse „Sprachziel: Deutsch“ werden von KVHS, CJD und FID angeboten. Nach Ostern startet bei der FID auch der Kurs „MiA -Migrantinnen stark im Alltag“. Das niederschwellige Angebot richtet sich ausschließlich an Frauen und bietet Informationen, Handarbeiten und Austausch. Sandra Körbes verwies auf die Unterstützung durch das Café Asyl und informierte über den regelmäßigen Ukraine-Treff im Mehrgenerationenhaus (MGH) jeden Freitag um 15 Uhr. Das „Café Ukraine“ der Baptistengemeinde Am Schillerplatz bietet jeden Mittwoch von 15.30 bis 17 Uhr einen Raum für Gespräch und Austausch.

Heiner Illing wies auf die notwendige Sensibilität bei der Vermittlung der Unterschiede zur Flüchtlingswelle 2015 hin: „Wir müssen aufpassen, dass der vorübergehende Schutzstatus, der durch die Umsetzung der Massenzustrom-Richtlinie der EU-Kommission Flüchtlingen aus der Ukraine beschleunigte Verfahren und Mindeststandards garantiert, nicht zu einer Flüchtlingsklassengesellschaft führt! Bei aller Hilfsbereitschaft, dürfen wir die Flüchtlinge aus dem arabisch-afrikanischen Raum nicht vergessen.“

Das nächste Treffen des Runden Tisches „Ukraine Hilfe“ findet am Montag, 2. Mai statt.

Veröffentlicht am 14.04.2022.