Heiner Illing besuchte die Jugend- und Drogenberatungsstelle in Alzey

Im Rahmen seiner Wahlkreisarbeit besuchte Landtagsabgeordneter Heiner Illing nun zum zweiten Mal die Jugend- und Drogenberatungsstelle Alzey in der Schlossgasse. Zu Beginn der anregenden Gesprächsrunde mit Eberhard Speidel, Geschäftsführer des Trägers „Mit Jugend gegen Drogen gGmbH“, Jürgen Heigl, 1. Vorsitzender des Vereins, und den Mitarbeiterinnen der Einrichtung stellte sich Illing vor: als Landtagsabgeordneter des Wahlkreises 34 vertritt er seit 2020, in der Nachfolge von Heiko Sippel, aufgrund seines Direktmandates das Alzeyer Land im Mainzer Landtag. Illing ist Mitglied in drei unterschiedlichen Ausschüssen sowie stellvertretend in weiteren zwei Ausschüssen in Mainz tätig. Er ist Vorsitzender des Petitionsausschusses und gehört dem Ausschuss für Umwelt und Forsten und dem Ausschuss für Wirtschaft und Verkehr an. Als Stellvertreter steht er im Ausschuss für Digitalisierung, digitale Infrastruktur und Medien sowie dem Ausschuss für Klima, Energie und Mobilität zur Verfügung. Außerdem ist er tierschutzpolitischer Sprecher. Als Landtagsabgeordneter ist Illing Bindeglied zum rheinland-pfälzischen Parlament und Sprachrohr zwischen Landkreis und Mainz. Außerdem ist Illing seit neun Jahren Bürgermeister von Gau-Odernheim.

Eberhard Speidel und Jürgen Heigl gaben einleitend eine kurze Zusammenfassung der Veränderungen innerhalb der gGmbH, die sich Mitte 2021 bereits herausgezeichnet hatten und mit Ende des Vorjahres endgültig wurden: die Drogenberatungsstelle in der Karmeliterstraße in Worms, dem Sitz der gGmbH „Mit Jugend gegen Drogen“, habe ihre beratende Tätigkeit aufgegeben, ebenso die Schuldnerberatung. Weiterhin gäbe es in der Karmeliterstraße die Geschäftsstelle, das Substitutionsprogramm, psychosoziale Begleitung sowie Suchtberatung für Klient*innen aus dem südlichen Landkreis, die von Martina Miedreich angeboten wird. Ebenso habe es letzten Herbst eine Veränderung bei der zur gGmbH gehörenden Einrichtung „Casa Nova“ gegeben. Das Osthofener Arbeitsprojekt, das Klienten, die sich nach einer Drogenkarriere mit einer Umschulung zum Schreiner oder einer Qualifikation zum Tischler-Helfer ein neues Leben aufbauen wollten, konnte nicht gehalten werden.  Weiterhin bestehe aber das Wohnprojekt, betreut durch Bernd Benfer.

Ob es im Vergleich zu früher Veränderungen in Drogenkarrieren gebe, fragte Illing. Der Kokainkonsum habe stark zugenommen, ebenso die funktionale Mischung mit Partydrogen (synthetische Drogen, z.B. XTC, Amphetamin, Ketamin), die am Markt leicht verfügbar seien, so Miedreich. Konstant seit einem Jahr sei der Konsum synthetischer Drogen. „Vor allem hat sich das Konsummuster bei vielen verfestigt“, ergänzte FreD-Trainerin Kristina Friedel-Linzenmeyer. FreD stehe für „Frühintervention erstauffälliger Drogenkonsument*innen“ und biete Gruppenangebote und Einzeltermine für riskant konsumierende Jugendliche in Alzey und Worms.  Ebenso leiste sie auf Anfrage Aufklärungsarbeit für Schulklassen, meist in der Beratungsstelle, manchmal auch in Schulen. Allerdings könnten in der bisherigen personellen Besetzung nicht alle Anfragen für Prävention- und Aufklärungsarbeit erfüllt werden. Notwendig sei die Aufstockung um eine halbe Stelle und die damit verbundene Einrichtung einer Präventionsfachstelle, betonten die Mitarbeiterinnen und appellierten an die Politik, an Land und Kommune, zuständig für die Finanzierung.

Ursula Pich und Judith Pals gehören zu den langjährigsten Mitarbeiterinnen. Sie lobten die tolle Unterstützung beim Aufbau der Alzeyer Beratungsstelle durch das Kreisjugendamt, die Stadt Alzey unter dem damaligen Bürgermeister Walter Zuber sowie den damaligen Jugendrichter und späteren Leiter des Amtsgerichtes Alzey, Gerd Ludemann. Bis heute unterstütze das Amtsgericht die Einrichtung durch Bußgeldzuweisungen.

Der Verein „Mit Jugend gegen Drogen e.V.“ wurde im Jahr 1973 von Herrn Domkaplan K.H. Novotny initiiert. 1974 wurden die Räume in Worms angemietet, 1983/84 die Beratungsstelle in Alzey eingerichtet, zuerst im evangelischen Gemeindehaus in der Neugasse, später nach mehreren Umzügen in der Schlossgasse 11, bis heute Anlaufstelle für Jugendliche und junge Erwachsene (bis 27 Jahre) bei Schwierigkeiten im Umgang mit legalen Suchtmitteln, Konsument*innen illegaler Drogen unabhängig vom Alter, Angehörige, Lehrer*innen, Schulsozialarbeiter*innen, Beratungslehrkräfte in der Suchtvorbeugung und anderen Multiplikator*innen.

2016 wurde die Rechtsform von e.V. auf gGmbH geändert, der Verein fungiert als Gesellschafter der gGmbH. Finanziert werde die Alzeyer Beratungsstelle aus öffentlichen Mitteln des Landes Rheinland-Pfalz, des Landkreises Alzey-Worms, unterstützt durch die Stadt Alzey, so Speidel. Als Präventionseinrichtung, vertreten im Regionalen Arbeitskreis Suchtprävention, nicht direkt aus Landesmitteln, sondern projektbezogen durch Zuschüsse, koordiniert vom Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung (vormals: LZG – Landeszentrale für Gesundheitsförderung RLP e.V.)

Wesentlich sei auch die Zusammenarbeit mit vielen Facheinrichtungen, so Miedreich: „Aufgrund der differenzierten Problemlagen (justiziell, psychosozial, medizinisch) des von uns betreuten Klientels vor allem mit Krankenhäusern, Therapieeinrichtungen und Fachkliniken“. Ebenso mit Übergangseinrichtungen, Adaptions- und Nachsorgeeinrichtungen, Selbsthilfegruppen, Ämtern und Behörden, Rentenversicherungsträgern, Krankenkassen, überörtlichen Sozialhilfeträgern, niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten, anderen Sucht- und Drogenberatungsstellen, Bewährungshilfen, Justizbehörden, Rechtsanwälten und diversen Ministerien, Fachverbänden und Gremien.

 Vernetzung sei auch wesentlich in der Suchtprävention, „Train the Trainer“ ein evaluiertes Konzept. In RLP werde dieses Konzept seit 30 Jahren kontinuierlich umgesetzt, so Pich. Demnächst fände eine Infoveranstaltung zum „Grünen Koffer“ zur Cannabisprävention für Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter*innen, Beratungslehrkräfte für Suchtvorbeugung, engagierte Lehrkräfte an weiterführenden Schulen und Jobfüxe im Landkreis Alzey-Worms  in den Räumen der Drogenberatungsstelle in Alzey statt.

Illing nickte beeindruckt: „Neben der so wichtigen Beratungstätigkeit also auch viel Präventionsarbeit und eine Menge Bürokratie!“ Dafür stehen in Alzey eine Vollzeitstelle und zwei halbe Stellen zur Verfügung, ergänzt durch das gesondert finanzierte FreD-Projekt und unterstützt durch Karin Kinast, seit 25 Jahren Mitarbeiterin und Verwaltungskraft der Alzeyer Beratungsstelle.

Es folgten ausführliche Berichte über die Erfolge der Beratungs- und Betreuungstätigkeit, der Familienberatung, ambulanten Einzel-, Paar- und Familientherapie, der Vermittlung in stationäre Therapieeinrichtungen und Nachsorge unter dem Grundsatz „Hilfe vor Strafe“  , Debatten über legale und illegale Drogen und eine gesamtgesellschaftliche Diskussion (etwa über das Freiwillige Soziale Jahr – FSJ).

„Sucht ist eine Rückfallkrankheit!“, betonte Pich. Alkohol ebenso wie Nikotin seien Einstiegsdrogen in den illegalen Konsum. Ziel sei es, die Risikokompetenz zu fördern.

Ebenso die Sozialkompetenz und -kontrolle, ergänzte Illing und fragte nach der Klientel der Alzeyer Einrichtung: „Wer kommt und woher? Auf Weisung oder freiwillig?“ Zusammenfassende Antwort: gerichtliche Auflagen via Jugendgerichtshilfe und Bewährungshilfe, über Eltern, die aufmerksam und besorgt sind, via Schulen (Beratungslehrkräfte und Schulsozialarbeiter*innen seien oft Vertrauenspersonen), durch Führerscheinentzug, wenn der Druck zu groß werde.

„Hochinteressante Themen, eine großartige Arbeit!“, bedankte sich Heiner Illing bei den Mitarbeiterinnen der Jugend- und Drogenberatungsstelle Alzey. Das angesprochene Manko, zu wenig Wohngruppen mit Suchtmittelakzeptanz im Landkreis, die wünschenswerte Einrichtung einer Präventionsfachstelle und das Plädoyer für mehr aufsuchende Arbeit nahm Heiner Illing als Auftrag zur Kommunikation mit der Politik mit. „Die Hilfesuchenden zu Hause aufsuchen, das können die Fachkräfte in den (Sucht-)beratungsstellen nicht leisten!“


Mit Jugend gegen Drogen e.V.

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Foto: v.l. Jürgen Heigl, Ursula Pich, Bernd Benfer, Kristina Friedel-Linzenmeyer, Eberhard Speidel, Martina Miedreich, Heiner Illing

Fotorechte: Heiner Illing

Veröffentlicht am 04.10.2022.